Kampf gegen Rubel-Verfall: Russland verkauft Devisenreserven

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Um den angeschlagenen Rubel zu stützen, verkauft Russland Devisen im Wert von sieben Milliarden Dollar. Die Währung erholte sich aber nur kurz.

Das russische Finanzministerium verkauft zur Stützung des Rubel Devisenreserven. Russland sei bereit, Devisen im Wert von sieben Mrd. Dollar (5,58 Mrd. Euro) auf den Markt zu werfen. Der Verkauf könne schrittweise erfolgen. Zusammen mit dieser Ankündigung erklärte das Ministerium am Mittwoch, die Währung des Landes sei stark unterbewertet.

Der angekündigte Verkauf hat dem Rubel nur kurz Auftrieb verliehen. Der Dollar verlor in der Spitze knapp neun Prozent auf 62,35 Rubel (0,67 Euro) und war damit so billig wie seit zweieinhalb Wochen nicht mehr. Die Erholung war jedoch nicht von Dauer - am späten Vormittag notierte der Dollar kaum verändert bei 68,34 Rubel.

Russland sieht die rasante Talfahrt des Rubels vorerst gebremst. "Die Regierung und die Zentralbank haben gemeinsam mit ernsthaften Schritten begonnen, diese Orgie auf dem Devisenmarkt anzuhalten", sagte der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, Andrej Beloussow, der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Ein erneuter Wertverlust der russischen Währung sei aber nicht auszuschließen. "Von der Preisschwankung beim Erdöl wird sehr viel abhängen", sagte der frühere Wirtschaftsminister.

Wahrscheinlichkeit für Staatspleite bei 33 Prozent

Die bei der EZB angesiedelte Aufsicht über die größten Banken in der Eurozone erwartet bisher kaum Auswirkungen des Verfalls des Rubel auf die Kreditinstitute. "Wir denken, dass die Märkte für einige Tage, vielleicht einige Wochen nervös sein werden, deshalb sind die Aufseher wachsam und beobachten was passiert", sagte die Chefin der Aufsicht, Danielle Nouy. "Aber wir denken, dass die Schulden russischer Firmen bei den Banken eine Dimension haben, die keinen Anlass geben sollte, Probleme zu fürchten", so Nouy am Mittwoch im französischen Radiosender "Inter Radio".

Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher hingegen sieht die Wahrscheinlichkeit einer Staatspleite Russlands bei rund 33 Prozent. Dies signalisierten an den Finanzmärkten die Absicherungspapiere (CDS) gegen den Ausfall russischer Staatsanleihen, sagte er am Mittwoch in Berlin. "Ich halte das für eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass wir hier irgendwo bei einem Drittel liegen." Von einer Pleite wären auch die Eurozone, Deutschland und viele Schwellenländer betroffen. "Zu glauben, dass Russland isoliert bleiben könnte, wird sich wohl als eine Illusion herausstellen".

Leitindex RTS erholt sich

In der Nacht von Montag auf Dienstag hatte die russische Zentralbank den Leitzins von 10,5 auf 17 Prozent angehoben. Die höheren Zinsen sollten Anlagen in Rubel attraktiver machen und damit Kapitalflucht und Kursverfall stoppen. Das gelang nur für ganz kurze Zeit, denn bald sackte die russische Währung auf neue Tiefststände gegenüber Dollar, Euro und Gold ab. Der Greenback hatte am Dienstag zeitweise ein Rekordhoch von 79,9125 Rubel markiert. Die russische Währung ist seit Monaten unter Druck, weil die Wirtschaft des Landes unter dem anhaltenden Ölpreisverfall wie auch unter den westlichen Sanktionen infolge der Ukraine-Krise leidet. Seit Jahresbeginn hat der Rubel rund 50 Prozent an Wert verloren. 

Auch der russische Aktienmarkt war am Dienstag eingebrochen: Die Börse Moskau krachte am Dienstag zeitweise um mehr als 16 Prozent nach unten. Für den Leitindex RTS war es der größte Tagesverlust in der Geschichte. Der russische Leitindex legte am Mittwoch um 4,3 Prozent zu.

(APA/Reuters)

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