Nach mehr als 50 Jahren Eiszeit nähern sich die USA und die Zuckerinsel an.
In Kuba kommt es zu Freudenschreien.
In Havanna flossen nach der Ankündigung die Tränen. Auch Durchhalte- und Siegesparolen waren in der kubanischen Hauptstadt überall zu hören. Offiziell wurde vor allem der "große Sieg für das kubanische Volk" nach der Befreiung von drei in den USA inhaftierten kubanischen Spionen gefeiert.
Es kam es unter der Bevölkerung auch zu Freudenschreien wegen der Annäherung zwischen beiden verfeindeten Nachbarstaaten nach über 50 Jahren Eiszeit.
Wie gebannt saßen die Kubaner am Mittwochmittag vor den Fernsehern, als Staatschef Raúl Castro die historische Zäsur verkündete. Am Vortag hatte er erstmals mit US-Präsident Barack Obama telefoniert. Beide Länder wollen in Kürze nun ihre seit 1961 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen.
Feierlich gab Castro (83) auch die Rückkehr der letzten drei der "Cuban Five" bekannt. Sie alle waren 1998 als Teil eines Spionage-Netzwerkes in Miami inhaftiert worden. Möglich war ihre Freilassung durch einen Austausch gegen einen seit fünf Jahren auf Kuba inhaftierten US-Bürger sowie einen US-Spion.
Die kubanischen Staatsmedien berichteten ausführlich vor allem über den Freudentaumel nach der Freilassung der drei Kubaner. Sie trafen noch vor der Ansprache Castros in Havanna ein. Auf den Straßen der Hauptstadt kam es zu Freudenkundgebungen und hupenden Autokorsos.
"Helden des kubanischen Volks"
Dutzende Studenten feierten fahnenschwenkend im zentralen Stadtteil Vedado die "Helden des kubanischen Volkes". "Sie kehrten zurück!", schrieb das Regierungsportal Cubadebate in Anlehnung an Worte des historischen Revolutionsführers Fidel Castro. "Ein Sieg der Gerechtigkeit und des Guten", befand die Parteizeitung "Granma".
"Es ist schwer zu beschreiben, was wir gerade fühlen", sagte dem Staatsfernsehen die Tochter von Präsident Raúl Castro, Mariela Castro, die selbst Abgeordnete ist. "Die Idee, dass man das kubanische Volk durch Demütigung besiegen kann, ist gescheitert", meinte der bekannte Intellektuelle Eusebio Leal.
Unter der Bevölkerung war aber auch das Staunen über die Verbesserung der zerrütteten Beziehungen riesengroß. "Die Menschen beglückwünschten sich auf den Straßen", erzählt Mercedes. Die Freilassung der drei Agenten habe man schon seit langem erwartet, völlig überraschend sei aber die Annäherung zwischen Washington und Havanna gewesen. "Viele Menschen haben geweint", sagt die 57-jährige Büroangestellte in Havanna.
Andere hoffen nun auf den großen Durchbruch - das Ende der nach dem Revolutionssieg von 1959 verhängten Wirtschaftssanktionen. "Es wäre ideal, wenn sie die Blockade abschaffen würden", sagt der 52-jährige Luis Álvarez vor der US-Interessenvertretung in Havanna. Nach den Worten von US-Präsident Barack Obama wird diese in den nächsten Monaten zu einer offiziellen Botschaft aufgewertet.
"Die einzige Möglichkeit, die Blockade zu beenden, ist durch ihre allmähliche und etappenweise Zerschlagung", erinnert aber Javier Salado vom Internationalen Komitee für die Befreiung der "Cuban Five". Obwohl Obama unter anderem eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen ankündigte, kann das Embargo nur durch den US-Kongress vollständig aufgehoben werden.
Am Rande entschieden sich auch offizielle Stellen zur Bewertung des nun in Gang gesetzten politischen Neuanfangs. "Eine historische Entscheidung der Regierungen der USA und Kubas", schrieb "Granma". "Es ist eine hervorragende Maßnahme, für die das kubanische Volk seit mehr als 50 Jahren gekämpft hat", sagte auch Aktivist Salado der Deutschen Presse-Agentur.
(Von Isaac Risco/dpa)