Die Ankündigung von Fed-Chef Bernanke, eine Billion Dollar in den Markt zu pumpen, beflügelt die Börsen weltweit. Aber auch die Angst vor einer Hyper-Inflation in den USA wird befeuert.
Die wirtschaftliche Lage in den USA hat sich weiter verschlechtert. US-Notenbankchef Ben Bernanke greift daher zu einer der schärfsten Waffen, die der Fed zur Verfügung stehen. Da der Leitzinssatz (0 - 0,25 Prozent) keinen Spielraum für Senkungen mehr zulässt, sollen in den nächsten Monaten bis zu 300 Milliarden Dollar für den Ankauf von amerikanischen Staatsanleihen ausgegeben werden. Zudem will die Fed den Ankauf fauler Hypothekenkredite auf dem US-Finanzmarkt ausweiten und 700 Milliarden dafür bereitstellen.
Fed hat langfristige Zinsen im Visier
Der Plan ist klar - die Fed hat nach den kurzfristigen Zinsen nun auch die langfristigen Zinsen im Visier: Durch den massiven Zukauf der Staatsanleihen sollen deren Preise steigen und sich die Zinsen verringern. Da viele Kredite in den USA direkt an die Kurse der Staatspapiere gekoppelt sind, wird erwartet, dass sich der positive Effekt auch auf Kredite anderer Sektoren auswirkt.
Nach Bekanntgabe der Maßnahme stiegen tatsächlich die Kurse vieler Anleihen - ob der Effekt auch langfristig wirkt, bleibt aber abzuwarten. Denn die bisher steigende Renditen für länger laufende Staatsanleihen spiegelten auch die Ängste der Investoren vor einer massiven Inflation angesichts der hohen Staatsverschuldung der USA (rund sechs Billionen Dollar) wieder.
Auf der anderen Seite soll die Finanzierung für den Kauf von Häusern durch den Aufkauf fauler Hypothekenpapiere billiger gemacht werden. Seit 17. März werden zudem die ersten Kredite im 200 Mrd. Dollar schweren "Term Asset-Backed Securities Loan Facility"-Programm (Talf) zur Stützung der Märkte für Auto- und Studentenkredite sowie kleinere und mittlere Unternehmen und Haushalte vergeben.
Geldschwemme birgt auch Gefahren
Das alles hat aber auch seinen Preis: Die Bilanz der US-Notenbank - und damit die Geldmenge - wird erheblich ausgeweitet. So hat die Fed die Geldmenge bis Ende Februar 2009 innerhalb eines Jahres auf 1,6 Billionen US-Dollar verdoppelt. Mit dem Kauf von Staatsanleihen überschwemmt die Fed nun erneut den Markt mit Geld. "Die US-Notenbank nimmt damit aber auch eine Schwächung des Dollars in Kauf, auch wenn sie dies im Gegensatz zur Schweizerischen Nationalbank nicht offen sagt", schreibt die "Neue Zürcher Zeitung".
Die Fed werfe den "Turbo der Notenpresse an", warnt das "Handelsblatt", das keinen Grund zum Feiern sieht: "Das ist ein Vabanquespiel mit den Ersparnissen der Bürger, denn so ruft man die Geister der Megainflation, die man dann irgendwann wieder einfangen muss". "Die nächste Krise wird eine Währungskrise sein, eine Dollar-Krise", hatte bereits einen Tag zuvor Fairesearch-Chefvolkswirt Eberhardt Unger in der ARD gewarnt.
Weiß die Fed also etwas über die Banken, was sonst niemand weiß, fragt sich daher die "Financial Times". Unter Experten drängt sich daher der Verdacht auf, es müsse wirklich schlimm um die US-Wirtschaft stehen, wenn die Fed zu den schärfsten Mitteln ihres Arsenals greift.
Greift auch EZB zu "unorthodoxen Mitteln"
Angesichts dieser Maßnahmen der Fed, die damit dem Vorbild der japanischen und britischen Zentralbank gefolgt ist, gerät auch die Europäische Zentralbank (EZB) - schon allein wegen der drohenden Dollar-Abwertung - unter Druck. Der Kauf von "Commercial Papers" wird bereits diskutiert. Das sind kurzfristige Schuldverschreibungen, die als Inhaberpapiere von Kreditinstituten und Unternehmen handelbar sind.
Im Gegensatz zu den anderen Notenbanken hat die EZB aber noch Spielraum beim Leitzins. Dieser steht bei 1,5 Prozent. Zudem ist die EZB laut ihren Statuten der Geldwertstabilität und nicht dem Wirtschaftswachstum verpflichtet. Sie scheut traditionell inflationstreibenden Maßnahmen, wie sie die Fed und andere Nationalbanken gerade setzen.
(phu)