Reallohn: Arbeiter verlieren, Beamte gewinnen

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Arbeiter mussten seit 1998 zumindest statistisch einen Reallohnverlust von 14 Prozent hinnehmen. Im Gegensatz dazu stiegen Beamteneinkommen inflationsbereinigt um 23 Prozent.

Wien. Mitten in der Debatte um eine Steuerreform lässt der Rechnungshof mit einem brisanten Bericht über die Entwicklung der Einkommen aufhorchen. Seit 1998 sind die Einkommen der unselbstständig Erwerbstätigen inflationsbereinigt um vier Prozent gesunken. Eine Ausnahme bilden jedoch die Beamten. Diese konnten sich über ein kräftiges Plus bei den Reallöhnen freuen. Im Jahr 1998 lag das mittlere Bruttojahreseinkommen eines Beamten bei 30.993 Euro. Im Jahr 2013 verdiente ein Beamter durchschnittlich 51.408 Euro brutto. Inflationsbereinigt entspricht das einer Steigerung von 23 Prozent.

Einen anderen Trend gibt es bei den Arbeitern. Bei diesen hat sich das mittlere Jahreseinkommen von 16.100 auf 18.662 Euro brutto erhöht. Inflationsbereinigt ergibt sich ein Minus von 14 Prozent. Dies könnte mit mehr Teilzeitjobs, Leiharbeit oder Verschiebungen zwischen Sektoren zu tun haben – genauer analysiert wurden die Ursachen vom Rechnungshof nicht. Wenig zufriedenstellend ist auch die Einkommensentwicklung bei den Angestellten und Vertragsbediensteten. Bei dieser Gruppe kletterte von 1998 bis 2013 das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen von 21.933Euro auf 29.690 Euro. Inflationsbereinigt ist ein Plus von einem Prozent übrig geblieben.

Daher ist die Forderung vieler Arbeiter und Arbeitnehmer nach einer Steuersenkung verständlich. Bei den Beamten sind laut Rechnungshof aber diverse Sonderfaktoren zu berücksichtigen. So ist die Zahl der Beamten seit 1998 um 44 Prozent auf 198.965 gesunken, was mit Ausgliederungen und einem Stopp bei Pragmatisierungen zu tun hat. Hinzu kommt, dass Beamte überdurchschnittlich häufig Akademiker sind und daher mehr verdienen. Weiters ist das Alter bei Staatsbediensteten höher als bei anderen Beschäftigungsgruppen. Von 1998 bis 2013 ist das Durchschnittsalter der Beamten von 42Jahren auf 50Jahre gestiegen, während das Durchschnittsalter der Angestellten nach wie vor bei 38 Jahren liegt.

Frauen verdienen deutlich weniger

Außerdem betont der Rechnungshof, dass Frauen noch immer viel weniger verdienen als Männer. 2013 lag das mittlere Jahreseinkommen der Frauen nur bei 61 Prozent des mittleren Einkommens der Männer. Als Grund wird oft der höhere Anteil der Teilzeitjobs bei Frauen genannt. Doch selbst wenn man nur ganzjährig Vollzeitbeschäftigte vergleicht, beträgt das mittlere Jahreseinkommen der Frauen nur 82 Prozent des mittleren Männereinkommens. Frauen seien „überproportional in Branchen mit niedrigem Einkommensniveau tätig“, schreibt der Rechnungshof. Hinzu kommt, dass seit 1998 die Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienern größer wird: „Während die hohen Einkommen real nur leicht stiegen, fielen die niedrigen Einkommen stark ab.“

Der Bericht beschäftigte sich auch mit den Pensionen. In Österreich gibt es derzeit knapp 2,1 Millionen Pensionisten mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 18.742 Euro. Von 2001 bis 2013 lagen die Einkommenszuwächse der Pensionisten meist über der allgemeinen Teuerungsrate.

>> Einkommensbericht 2014 Rechnungshof

AUF EINEN BLICK

Laut Rechnungshof gab es im Vorjahr

4,25 Millionen unselbstständig Erwerbstätige in Österreich. Davon waren 50,5 Prozent ganzjährig vollbeschäftigt. „Frauen verdienen nach wie vor und in allen Beschäftigungsgruppen deutlich weniger als Männer“, heißt es im Rechnungshof-Bericht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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