Was wurde aus der Suche nach Flug MH370?

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Seit fast zehn Monaten fehlt von der Boeing 777 der Malaysia Airline, die mit 239 Menschen an Bord vermutlich in den Indischen Ozean stürzte, jede Spur. Mittlerweile sind Privatfirmen vor der Küste Australiens in Einsatz.

Wien/Perth. Keine zerbeulten Wrackteile, keine Gepäckstücke, keine Schwimmwesten: Fast zehn Monate dauert die Suche nach der Boeing 777 der Malaysia Airline, die am 8. März von den Überwachungsschirmen verschwand, bereits. Doch noch immer fehlt jede Spur. Noch immer wird in der wohl größten Suchaktion der Luftfahrtgeschichte der Meeresboden in einem riesigen Gebiet im südlichen Indischen Ozean nach Überresten des Passagierjets durchkämmt. Bisher ohne Erfolg.

Die Maschine hob am 8. März, einem Samstag, kurz nach Mitternacht in Kuala Lumpur mit 227 Insassen und zwölf Crewmitgliedern ab. Knapp sechs Stunden später sollte das Flugzeug in Peking landen. „Good Night, Malaysia Three Seven Zero“ – das waren die letzten Worte des Piloten aus dem Cockpit. Nach rund 45 Flugminuten, um 1.30 Ortszeit riss der Kontakt ab, das Flugzeug befand sich auf halber Strecke über der See zwischen Malaysia und Vietnam. Zunächst sind die Behörden von einem Flugzeugabsturz im Golf von Thailand ausgegangen. Doch dann wurde klar: Das Flugzeug ist weiter geflogen. Es hat den Kurs gewechselt, ist nach Süden abgedreht und dürfte bis zu sieben weitere Stunden im Irrflug unterwegs gewesen sein. Das belegen Satellitendaten, die sogenannten Handshakes, die das Flugzeug automatisch absetzte und von Satelliten aufgefangen wurden. Nach deren Auswertung sind Experten zum Schluss gekommen, dass die Maschine westlich der australischen Stadt Perth in den Indischen Ozean gestürzt sein muss. Doch die letzten Stunden von MH370 sowie die Gründe für deren Kursänderung können – wenn überhaupt – erst rekonstruiert werden, wenn die verschollene Maschine gefunden wird. Und so lang werden auch weiterhin Szenarien über eine Entführung oder Verschwörungstheorien blühen.

Daten auswerten und kartografieren

Der große Rummel von Anfang März hat sich längst gelegt: Eine große Suchaktion ist damals angelaufen, an der sich etliche Nationen beteiligt haben. Schiffe kreuzten im Suchgebiet, Aufklärungsflugzeuge der australischen Marine suchten die Wasseroberfläche nach schwimmenden Objekten ab, die auf Satellitenbildern zu sehen waren. Doch vermeintliche Wrackteile entpuppten sich nur als Schiffsmüll.

Noch immer läuft die Suchaktion: Australien – aufgrund der Nähe zum vermuteten Absturzgebiet – koordiniert den Einsatz. Weltweit sind 180 Experten aus den USA, aus Großbritannien, Australien, China und Malaysia beteiligt. Sie haben sich in den vergangenen Monaten vor allem um eine genauere Auswertung der Satellitendaten gekümmert, um das riesige Suchgebiet eingrenzen zu können. Die neu definierte Zone, siebenter Bogen genannt, erstreckt sich als schmaler, langer Bogen über 60.000 Quadratkilometer – eine Fläche so groß wie Niederösterreich und das Burgenland zusammen. Doch erst vor rund zwei Wochen gab die zuständige australische Behörde bekannt, diese Zone weiter nach Süden auszudehnen. Es bestehe die Möglichkeit, dass aufgrund günstiger Windverhältnisse das Flugzeug weiter als bisher angenommen geflogen sein könnte.

Mittlerweile haben die australischen Behörden Verträge an private Firmen vergeben: Im Einsatz sind zwei Schiffe der niederländischen Spezialfirma Fugro – die Equator und die Discovery – sowie eines US-Unternehmens – der GO Phoenix. Sie sind mit Sonargeräten und sensiblen Kameras ausgerüstet, um detaillierte Karten des bis dato weitgehend unerforschten Meeresbodens in jenem Gebiet zu erstellen. Phase eins geht zu Ende: Die Anfertigung der Karten ist beinahe abgeschlossen, die Arbeiten wurden über Weihnachten fortgesetzt. Phase zwei steht unmittelbar bevor: Weitere Schiffe und Tauchroboter kommen dann zum Einsatz.

Die australische Regierung hat für die Suchaktion im laufenden Budget knapp 36 Millionen Euro vorgesehen. Die Verträge mit den beiden Privatfirmen laufen bis August 2016. Kostenpunkt: 27 Mio. Euro. Am Geld soll es nicht scheitern, versichern die Australier immer wieder. Der Chef der zuständigen Behörde rechnet damit, dass im Mai 2015 das gesamte Gebiet abgesucht sein wird. Ob bis dahin mit Gewissheit über das Schicksal von Flug MH 370 zu rechnen ist, bleibt offen.

HINTERGRUND

Der Flug MH370 der Malaysia Airline hob am 8. März um 00.41 Uhr in Kuala Lumpur ab und sollte um 6.30 Uhr in Peking landen. Um 1.19 Uhr gab es den letzten Funkkontakt zwischen Cockpit und der malaysischen Flugraumüberwachung – und keinen Hinweis auf Unregelmäßigkeiten im Flugzeug. Kurz darauf wurde der Transponder abgeschaltet. Später sendete die Maschine noch mehrmals automatisch Daten an einen Satelliten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2014)

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