Ukraine: Rebellen und Kiew tauschen Gefangene aus

imago/ITAR-TASS
  • Drucken

Die Freilassungen waren bei den Friedensgesprächen in Minsk vereinbart worden. Ansonsten blieben die Verhandlungen ergebnislos.

Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine und Vertreter der Regierung in Kiew hatten am Freitag mit einem umfangreichen Gefangenenaustausch begonnen. Auf einer dunklen Straße nahe der Ortschaft Kostjantyniwka nördlich der Rebellenhochburg Donezk wurden im Beisein von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) 222 Rebellen und 146 ukrainische Soldaten freigelassen. Einer der Soldaten weigerte sich jedoch, nach Kiew zurückzukehren.

Auf den Austausch hatten sich beide Seiten bei Friedensgesprächen am Mittwoch in der weißrussischen Hauptstadt Minsk geeinigt. Er blieb jedoch das einzige Ergebnis der Gespräche. Die für Freitag geplante Fortsetzung der Verhandlungen wurde abgesagt.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat die freigelassenen Soldaten in Empfang genommen. Poroschenko begrüßte die 145 Soldaten am frühen Samstag auf einem Militärflughafen in der Hauptstadt Kiew. Er sei froh, dass sie Neujahr nun mit ihren Familien feiern könnten, "wie ich es versprochen habe", sagte Poroschenko laut einer Erklärung.

Austausch im Beisein der OSZE

Nur mit Autoscheinwerfern wurde die Straße beleuchtet, auf der der Austausch im Beisein von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stattfand. Ein AFP-Reporter berichtete, dass zunächst Zehnergruppen von prorussischen Kämpfern und ukrainischen Soldaten ausgetauscht wurden. Allesamt trugen Zivilkleidung und hielten große Taschen mit ihren Habseligkeiten in den Händen. Später dann wurden die Häftlinge in längeren Reihen gegenüber einander aufgestellt.

Gespräche ansonsten ergebnislos

Der Austausch fand nahe der Ortschaft Kostjantyniwka statt und wurde von bewaffneten Truppen überwacht. Am Samstag sollte er beendet werden. Die Freilassungen waren bei den Friedensgesprächen in Minsk vereinbart worden. Nach viermonatiger Pause waren Vertreter der ukrainischen Regierung und der prorussischen Separatisten am Mittwoch erstmals wieder im Beisein der OSZE und einer russischen Delegation zu direkten Gesprächen in der weißrussischen Hauptstadt zusammengetroffen.

Der Austausch blieb aber das einzige Ergebnis der Gespräche: Die schon im September beschlossene Einrichtung einer 30 Kilometer breiten Pufferzone rückte kein Stück näher. Offen blieb auch, ob und wann Kiew die im November gekappten Sozialleistungen für die Bewohner der Rebellengebiete wieder überweisen würde. Die für Freitag geplante Fortsetzung der Gespräche wurde abgesagt.

Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, die prorussischen Rebellen im Osten des Landes mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. In dem Konflikt zwischen ukrainischen Regierungstruppen und Separatisten wurden seit April mehr als 4700 Menschen getötet.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Ukraine: Die verblassende Spur des Viktor Janukowitsch

Um den früheren ukrainischen Präsidenten ist es still geworden. Seit seiner Flucht nach Russland sind vor allem Gerüchte über seinen Gesundheitszustand zu vernehmen.
Alexander Sachartschenko, Präsident der "Volksrepublik Donezk" beharrt auf Unabhängigkeit.
Außenpolitik

Ukraine: Friedensprozess vor dem Aus

Die Verhandlungen in Minsk sind ausgesetzt. Ein geplantes Gespräch findet nicht statt. Die Ukraine spricht von "völlig inkompetenten" Verhandlungspartnern.
Außenpolitik

Zugverbindungen zur Krim vollständig eingestellt

Der Zugverkehr wird wegen Sicherheitsbedenken ausgesetzt, teilte die ukrainische Staatsbahn am Freitag in Kiew mit.
Außenpolitik

Ukraine: Minsker Friedensgespräche laut Rebellen ergebnislos beendet

Nach einem fünfstündigen Treffen gab es laut Rebellenführer Denis Puschilin keine Einigung.
Außenpolitik

Ukraine gibt Blockfreiheit auf

Das Parlament der Ex-Sowjetrepublik stimmt einem Gesetz zu, das in Zukunft einen Nato-Beitritt erlauben soll. Russland ist verärgert und nennt die Entscheidung "kontraproduktiv".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.