„The Interview“: Sonys bisher größter Online-Erfolg

Nordkorea Komoedie The Interview ist erfolgreichster Online Start fuer Sony aller Zeiten
Nordkorea Komoedie The Interview ist erfolgreichster Online Start fuer Sony aller Zeitenimago/Rüdiger Wölk
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Die umstrittene Nordkorea-Satire wurde simultan in wenigen Kinos und auf Online-Plattformen veröffentlicht. Der Kino-Erfolg ist mäßig, doch die Online-Erlöse könnten Sony retten.

Zuerst war die Premiere abgesagt worden, dann wurde die Nordkorea-Satire „The Interview“ zu Weihnachten doch noch veröffentlicht – und jetzt gilt der unkonventionelle Filmstart gar als Testfall für einen neuen Veröffentlichungsmodus.

"The Interview" wurde simultan in wenigen Kinos und im Internet veröffentlicht. Im Kino spielte der Film an seinem ersten Wochenende nur 1,8 Millionen Dollar ein – was für einen Kinostart nicht viel ist: „Into the Woods“ mit Meryl Streep und „Unbroken“, bei dem Angelina Jolie Regie führte, liefen ebenfalls am vergangenen Donnerstag an und spielten in drei Tagen jeweils über 30 Millionen Dollar ein.

Diese Filme wurden aber auch in tausenden Kinos gezeigt, „The Interview“ in genau 331. Die Plattform "Box Office Mojo" listet einige Filme auf, die in nur wenigen Kinos anliefen. Doch auch da gibt es einige, die an ihrem ersten Wochenende besser performten als "The Interview". Eine Auswahl:

Zwei Millionen Nutzer sahen "The Interview" online

Was den Film, der in der Produktion 44 und im Marketing 30 Millionen Dollar kostete, finanziell retten dürfte, sind aber nicht die Kino-, sondern die Online-Erlöse: Seit dem 24. Dezember ist „The Interview“ auf Online-Plattformen in den USA, seit dem Christtag auch in Kanada verfügbar. Allein in den ersten vier Tagen sahen sich mehr als zwei Millionen Menschen die Satire an und bescherten Sony damit 15 Millionen Dollar. „The Interview“, in dem James Franco und Seth Rogan als Boulevardreporter den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un interviewen (und dabei töten) sollen, ist somit schon jetzt Sonys bisher größter Online-Hit.

Video-on-demand-Veröffentlichungen im Vergleich

15 Millionen Dollar an vier Tagen - ist das viel? Ein Vergleich ist schwierig, zumal nur sehr wenige Filme gleichzeitig im Kino und auf Video-on-demand-Plattformen anlaufen und Studios kaum Online-Erlöszahlen veröffentlichen. Einige Beispiele sind bekannt, die VOD-Erfolge von "The Interview" toppen sie aber nicht:

  • "All Beauty Must Die" (2010) mit Ryan Gosling und Kirsten Dunst wurde sogar vor dem Kinostart im Internet veröffentlicht. Er spielte online vier Millionen Dollar ein, im Kino nur sehr wenig.
  • "Der große Crash – Margin Call" (2011) mit Kevin Spacey spielte online ebenfalls über vier Millionen Dollar ein.
  • "Arbitrage" (2012) mit Richard Gere und Susan Sarandon wurde gleichzeitig im Kino und im Internet veröffentlicht - online spielte er 14 Millionen Dollar ein.
  • "Die Hochzeit unserer dicksten Freundin" (2012) spielte online allein am ersten Wochenende 500.000 Dollar ein (im Lauf der Zeit dann 8,2 Millionen Dollar).
  • "Snowpiercer" (2014) spielte online am ersten Wochenende 1,1 Millionen, später dann sieben Millionen Dollar ein.

(Quellen: Variety, Entertainment Weekly)

Sony dürfte nun jedenfalls aufatmen: Denn die Erlöse der Kinokassen und Onlineplattformen kommen zusammengerechnet zumindest in die Nähe jenes Einspielergebnisses, mit dem Sony laut Boxoffice.com ursprünglich gerechnet hat. Nach den Terrordrohungen einer Hackergruppe namens Guardians of Peace weigerten sich einige große Kinoketten, den Film zu zeigen. Sony sagte den Filmstart daraufhin ab, gab aber schließlich bekannt, den Film doch zu veröffentlichen: eben in 331 kleinen Kinos wie auch im Internet.

Auch illegal ein Erfolg

Mit der simultanen Veröffentlichung im Kino und auf Video-on-Demand-Plattformen tat Sony (wenn auch ungeplant) einen Schritt, den sich große Filmstudios bisher nicht trauten. Ob das die Zukunft der Filmindustrie sein wird, darüber sind sich Experten uneinig. Einerseits muss sich Sony die Onlineerlöse nicht mit den Kinoketten teilen, andererseits dürfte ein Film, der gleichzeitig auch online (noch dazu billiger) zu sehen ist, nicht so viele Leute in die Säle locken. „The Interview“ ist aufgrund der Hacker-Attacke und der Terrordrohungen wohl ein Sonderfall: Zahlreiche Kinobesucher bekundeten, sich den Film angeschaut zu haben, um ein Zeichen für die Meinungsfreiheit zu setzen. Die Kritiken zum Film fielen weniger gut aus.

Neben den offiziellen Einspielergebnissen war „The Interview“ allerdings auch an den illegalen Downloadbörsen ein Erfolg: Allein in den ersten Tagen wurde der Film laut TorrentFreak über 1,5 Millionen Mal heruntergeladen. Legal verfügbar ist er nur in den USA und in Kanada: Auf Plattformen wie XBox, Google Play und YouTube, seit Sonntag auch auf iTunes, Gespräche mit dem Onlinesender Netflix gibt es laut dem Branchenblatt „Variety“ schon. In Österreich startet „The Interview“ erst im Februar.

Was bisher geschah

Thema ist der Fall seit Wochen aber auch hierzulande: Ende November griffen Hacker die Server der Filmstudios Sony Pictures an und entwendeten unveröffentlichte Filme, pikante E-Mails, persönliche Daten über Sony-Mitarbeiter und ein frühes Drehbuch des nächsten Bond-Films. Von den Feuilletons in die Außenpolitikseiten wanderte die Geschichte, als Terrordrohungen ausgesprochen wurden: Kinos, die „The Interview“ zeigen würden, wurde mit Anschlägen gedroht. „Remember the 11th of September“, hieß es in einer Nachricht. Dass sich Sony dem Druck der Hacker beugte, sorgte für Empörung bei Künstlern und Politikern.

Das vom FBI verdächtigte Nordkorea dementierte, mit den Angriffen zu tun zu haben. Wer tatsächlich dahintersteckt, ist bisher unbekannt.

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