U-Bahn: Sterbender lag fünf Stunden in Aufzug

APA
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Ein in der U3-Station Volkstheater zusammengebrochener Mann wurde fünf Stunden lang von anderen Fahrgästen ignoriert. Zwei Mitarbeiter wurden entlassen.

Ein Mann, der in der Nacht auf den 26. Dezember in einem Aufzug der U3-Station Volkstheater zusammengebrochen war, lag fünf Stunden lang sterbend in einem Aufzug. Ein Sprecher der Wiener Linien bestätigte einen entsprechenden Bericht der Gratiszeitung "Heute". Fahrgäste, die mit dem Aufzug unterwegs waren, machten keine Meldung, indem sie etwa den Notruf betätigten. Zwei Mitarbeiter der Wiener Linien, die in der Nacht einen Kontrollgang ausfallen ließen, wurden entlassen.

Der Mann war gegen zwei Uhr morgens in den Aufzug eingestiegen und dort zusammengebrochen. Gegen sieben Uhr in der Früh wurde er von einem Reinigungsmitarbeiter entdeckt, der Stationswart half noch bei der Wiederbelebung mit - doch der Mann verstarb wenig später im Krankenwagen.

Keine lückenlose Videoüberwachung

Bei der Frage nach der Verantwortung gibt es nun mehrere Ebenen. Zum einen haben zwei Mitarbeiter, die zum Kontrollgang eingeteilt waren, diese Arbeit nicht durchgeführt. Zwar gibt es in der Station auch eine Videoüberwachung, doch nach Auskunft der Wiener Linien wird diese nicht lückenlos durchgeführt. Bei großen Stationen werden nur bestimmte Bereiche, etwa die Bahnsteige, permanent überwacht, während die anderen nur durchrotiert werden.

Zum anderen ist auch dokumentiert, dass mehrere Fahrgäste in der fraglichen Zeit den betreffenden Aufzug benutzt haben. Sie haben keinen Notrufknopf betätigt oder bei der Stationsaufsicht Meldung über den Sterbenden erstattet. Die Wiener Linien appellieren an die Fahrgäste, in derartigen Situationen lieber einmal zu oft den Notruf zu betätigen.

Unterlassene Hilfeleistung?

Die Polizei prüft nun, ob eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstattet wird, wie Polizeisprecher Roman Hahslinger der "Presse" erklärt. Videoaufnahmen der Menschen, die den Aufzug zur fraglichen Zeit benützten, wären jedenfalls vorhanden. Doch ist fraglich, ob es hier tatsächlich zu einer öffentlichen Fahndung kommen wird.

Bei dem Verstorbenen handelt es sich um einen 58-jährigen Mann, der nach Angaben von Hahslinger ein Obdachloser war. Als Todesursache wird Herzversagen angenommen - mehr Details sind nicht zu erwarten. Denn da bei der Leichenbeschau kein Fremdverschulden festgestellt wurde, wurde von der Polizei keine Obduktion angeregt.

>> Heute-Bericht

(eko)

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