Anreiz für freiwillige Arbeit bis 70 wird zum Thema.
Berlin. Deutschlands Wirtschaft muss zur Sicherung ihrer Schlagkraft einen Ausgleich für einen beispiellosen Rückgang an Fachkräften finden. Allein in sogenannten „Engpassberufen“ gingen in den nächsten 15 Jahren rund 2,1 Millionen ältere Fachkräfte in den Ruhestand, warnte das Wirtschaftsministerium am Freitag.
Es berief sich dabei auf eine Studie des von ihm geförderten Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa). Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel forderte daher, die Potenziale unter älteren Arbeitnehmern, Frauen, An- und Ungelernten und behinderten Menschen besser auszuschöpfen. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, plädierte für zusätzliche Anreize, damit Menschen freiwillig bis 70 arbeiten können.
Der Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, hatte zur Jahreswende den Fachkräftemangel als „Albtraum für den Mittelstand“ bezeichnet. Nach einer Unternehmerumfrage seines Verbandes haben 52 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe Probleme, offene Stellen zu besetzen.
In der Studie des Kompetenzzentrums wurden 139 Berufe mit derzeit rund 6,7 Millionen Fachkräften identifiziert, in denen es schwierig ist, neue Fachkräfte zu finden. Etwa jeder Dritte dieser Beschäftigten ist 50 Jahre alt oder älter. Angesichts dessen kommt Kritik an der möglichen Frühverrentung auf, sprich der abschlagsfreien Rente mit 63. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2015)