Auf erfrischende Weise mit zeitgenössischer Kunst arbeiten und wohnen: Bianca Stojka-Davis verbindet in Wien Landstraße Aktuelles mit dem Style der 1950er und 1960er.
Das Zurückkehren nach Wien findet Bianca Stojka-Davis immer wieder schön. Vor allem, seit die zwischen Österreich und Los Angeles pendelnde Kunst-Netzwerkerin und Betreiberin der Artsuite One noch mehr auf Reisen ist. Dann erwartet sie in einem markanten Gründerzeithaus in Wien Landstraße eine große Wohnung voller Farben, Kunst und ansehnlicher Dinge, die sie von ihren Trips mitbringt.
„Ich bin ein großer Fan der Fünfziger- und Sechzigerjahre“, sagt Stojka-Davis – auf einem himmelblauen Acapulco-Chair sitzend, mit Hund Rocky auf dem Schoß. Die Wände hingegen sprechen von einem Hang zu Zeitgenössischem: Bilder aus den späteren 2000ern hängen hier, die sie gezielt gesammelt oder auf die sie durch ihre früheren Einsatz im Wiener Kunstbetrieb (etwa für die Viennafair) zufällig gestoßen ist. Es sind nicht die üblichen großen Arbeiten, die man bei jemandem, der viel Platz zu Hause hat und Kontemporäres sammelt, vermuten würde: „Ich finde die Aussagen, die vor allem kleinere Formate machen, besonders spannend“, erläutert Stojka-Davis ihr Interesse an Details. Vor allem österreichische Künstler sind in ihrer Wiener Homebase vertreten, originelle Arbeiten wie Collagen von Ben Reyer oder Fotografien von Andreas Waldschütz. Sie matchen sich mit Solitären wie etwa der Vase von Matthias Kaiser, einem aktuellen Lieblingsstück.
Harmonisch gehen diese Zeitzeugen der vergangenen Jahrzehnte eine Verbindung mit älteren Stücken ein, die sie etwa von ihren Großeltern geerbt hat. Oder dort und da aufspürt: „Ich gehe gern in Antiquitäten- und Vintageläden, manche Stücke finde ich über befreundete Designer oder über Internetplattformen. Die Kugellampe habe ich über willhaben.at aufgetrieben“, bekennt sie ihre besondere Schwäche für runde Retrolampen. Dort und da arrangiert Stojka-Davis die Dinge, ohne dass der Raum überladen wirkt. Gern greift sie selbst gestaltend ein, der Küchentisch zum Beispiel wurde durch eine Flechtung unter der Glasplatte zum Unikat, ein Lampenfuß durch Kuduhörner. Der Bezug der Küchenbank stammt aus Marrakesch, man sitzt hier gemütlich und hat die vielen alten Kaffeemühlen der Großmutter im Blick.
Dass diese Altbauwohnung im Haus einer befreundeten Familie einmal Büro war, sieht man dieser nicht mehr an, der Schrankverbau ist weg, dafür hat eine gelbe Bank Platz genommen. Die steile Treppe in eine untere Ebene gab es früher schon, so mussten die Möbel per Seilzug vom Innenhof ins Schlafzimmer gebracht werden. Einige Treppen tiefer liegt das Badezimmer, denn dieses Fiakerhaus im Botschaftsviertel ist im hinteren Trakt verschachtelt angelegt.
Manchmal noch wird Stojka-Davis' Wohnung zu einem Treffpunkt für eine kleine kunstsinnige Crew, für die sie gern Dinner gibt und dann einen extralangen Sixties-Tisch aus dem Gästezimmer und Lager hervorholt. Doch ihre Idee eines modernen Kunstsalons ist längst auf Wanderschaft gegangen: Die Artsuite One macht international in exklusiven Locations und bei Immobilienprojekten Station. Dort treffen sich Künstler und neue Sammler in übersichtlichem Rahmen. Wie in einem Club. Oder fast wie bei ihr zu Hause.
Person und Location
Bianca Stojka-Davis hat vor einem Jahr das Kunst-Consultingunternehmen Artsuite One gegründet, das zeitgenössische Kunst und neue Sammler, Immobilien sowie Luxusbrands in kreativen Formaten (Clubs, Salons) zusammenbringt. www.artsuiteone.com
Wohnen in Wien Landstraße: Eine gebrauchte Eigentumswohnung mit sehr gutem Wohnwert kostete laut Immobilienpreisspiegel 2014 im Durchschnitt 3522,8 Euro pro Quadratmeter. Eine Mietwohnung ab 60 Quadratmetern mit sehr gutem Wohnwert beläuft sich auf 11,3 Euro pro Quadratmeter. Die Baustruktur und die Attraktivität der Wohnlage sind in den Grätzeln im dritten Bezirk Wiens ziemlich unterschiedlich – die Preise rund um das Botschaftsviertel liegen etwas höher.