32-jähriger Radsportler und Wiener Apotheker dealten mit Blutpräparaten. Aus taktischen Gründen wurde der Fang mehr als eine Woche geheim gehalten.
WIEN. Als Radsportler war der 33-jährige Kärntner nie eine große Nummer. Ein Mitfahrer, der für sein oberösterreichisches Team den Wasserträger mimte. Abseits der Strecke ist Christof K. möglicherweise eine ganz große Nummer im Dopinghandel. Donnerstag vor einer Woche wurde er von Sonderermittlern des Bundeskriminalamts festgenommen. Gestern, Freitag, bestätigte Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, der „Presse“: „Über den Mann wurde die Untersuchungshaft verhängt.“ Denn der Wasserträger soll mit dem Blutpräparat Epo und mit Testosteron gehandelt haben.
Aus taktischen Gründen wurde der Fang mehr als eine Woche geheim gehalten. Denn diesen Donnerstag schlugen die Ermittler ein zweites Mal zu. Diesmal wurde ein Wiener Apotheker festgenommen. Der Mann wird verdächtigt, Christof K. mit den Dopingmitteln versorgt zu haben. Der Apotheker wurde auf freiem Fuß angezeigt.
Ermittler gehen davon aus, dass die Abnehmer des Duos vor allem in der österreichischen Radsportszene zu suchen sind. Und es dürfte sich nicht gerade um geringe Mengen gehandelt haben, die in Umlauf gebracht wurden. Denn K. drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis. Dieses Strafausmaß kommt nur zur Anwendung, wenn „im großen Ausmaß eine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von Menschen“ besteht. So steht es in dem im August 2008 in Kraft getretenen Anti-Doping-Gesetz.
„Kein zahnloses Gesetz“
Maßgeblich an der Umsetzung dieses Strafgesetzes war der damalige Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP). „Es freut mich, dass ein Schlag gegen Doping gelungen ist. So zahnlos kann das Gesetz also doch nicht sein“, sagte der nunmehrige Finanz-Staatssekretär in Richtung jener, die einst das Gesetz als zu lasch kritisiert hatten.
Symptomatisch ist, dass die erste Verhaftung eines Dopingsünders in diesem Land einen Radsportler trifft. Der Präsident des Österreichischen Radsportverbandes, Otto Flum, erklärte dazu am Freitag: „Scheinbar haben wir in unseren Reihen nach wie vor unverbesserliche, dumme Sportler, die uns in unseren Bemühungen im Kampf gegen Doping immer wieder zurückwerfen.“ Und: „Ich hoffe, dass diese Causa abschreckend auf all jene wirkt, die nach wie vor in diesem dopingverseuchten Graubereich zu tun haben.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2009)