In der jüngsten Zeit gab es mehrere islamfeindlich motivierte Taten. Eine neue Dokumentationsstelle soll das nun auch statistisch erfassen.
Wien. Nein, eine Moschee hat noch nicht gebrannt, so wie es in Schweden passiert ist. Doch auch in Österreich sind mittlerweile mehrere Fälle dokumentiert, in denen Muslime zur Zielscheibe wurden. Zuletzt etwa bei einem Vorfall Ende Dezember, als die Türen einer Moschee in Floridsdorf mit Schweinefleisch behängt wurden – und dies war nicht der erste derartige Fall.
Auch körperliche Gewalt gegen Muslime gab es schon – Frauen, denen ihr Kopftuch heruntergerissen wurde, eine Kopftuchträgerin, die in einer Warteschlange angepöbelt und dann umgestoßen wurde. Und nicht zuletzt ist auch immer häufiger von verbalen Attacken gegen Muslime zu hören. Einzelfälle sind es bis jetzt gewesen, wenn auch gleich mehrere davon. Eine statistische Häufung lässt sich aus ihnen noch nicht ableiten. Was aber auch daran liegen kann, dass es bis jetzt keine organisierte Erfassung islamfeindlicher Vorfälle gegeben hat. Um das zu ändern, wurde vor einigen Wochen eine Dokumentationsstelle ins Leben gerufen, bei der Muslime sich melden können. In Zahlen gefasste Ergebnisse gibt es noch nicht – nur die Einschätzung einer der Initiatorinnen der Plattform: dass sich nämlich das Klima gegenüber Muslimen seit Mitte 2014 deutlich verschlechtert habe.
„Österreicher“ vs. „Muslime“
Das fällt zeitlich mit den Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und im Irak zusammen. Sie haben im Westen das Misstrauen gegen den Islam verstärkt, so wie schon zuvor die Terroranschläge vom 11. September 2001. In der Bevölkerung haben unter anderem diese Ereignisse dazu beigetragen, dass eine Kluft zwischen den „Österreichern“ und den „Muslimen“ aufgebrochen ist, so wenig zielführend es auch ist, hier ein Gegensatzpaar zu konstruieren.
Auf politischer Ebene wird dieses Gefühl des Unbehagens jedenfalls schon reichlich eingesetzt. Etwa mit einem – hinter dem Ortsbildschutz versteckten – Minarettverbot in Kärnten und Vorarlberg. Oder in Form von Bürgerinitiativen gegen Moscheen oder türkische Kulturvereine. In diesem Zusammenhang gab es auch schon einige Demonstrationen, bei denen vor allem die FPÖ aktiv mitmarschierte, zuletzt etwa gegen eine türkische Schule in Simmering. Insofern hat man hierzulande schon Erfahrung mit Anti-Islam-Demos – und ein Pegida-Marsch, der noch im Jänner in Wien stattfinden soll, wäre gar nichts wahnsinnig Neues.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2015)