Pegida: Kundgebung in Köln abgebrochen

GERMANY PROTESTS ANTI PEGIDA
GERMANY PROTESTS ANTI PEGIDA(c) APA/EPA/OLIVER BERG (OLIVER BERG)
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18.000 Anhänger der "Patriotischen Europäer" versammelten sich am Montagabend in Dresden. In Köln wurde die Kundgebung angesichts tausender Gegendemonstranten abgebrochen.

Tausende Menschen haben am Montagabend in mehreren deutschen Städten gegen die islamfeindliche Bewegung Pegida ("Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") und für mehr Toleranz und Weltoffenheit demonstriert. Auch die Pegida-Anhänger versammelten sich zum sogenannten "Abendspaziergang". In Dresden demonstrierten nach Angaben der Polizei rund 18.000 Menschen gegen eine angebliche "Überfremdung" des Landes durch Ausländer. Tausende demonstrierten in Berlin und anderen Städten.

Abbruch in Köln

In Köln wurde die Kundgebung angesichts tausender Gegendemonstranten abgebrochen. Der geplante Gang über eine Rheinbrücke zum Dom sei abgesagt worden, berichtete ein Sprecher der Polizei am Rande der Kundgebung.

"Vielfalt statt Einfalt"

Unter den tausenden Gegendemonstranten brach Jubel aus. Sie zeigten Plakate mit Sprüchen wie "Gemeinsam für ein tolerantes und buntes Köln" oder "Vielfalt statt Einfalt". Es war ihr ausdrückliches Ziel gewesen, eine Demonstration von Kögida - so nennt sich die Bewegung in Köln - zu verhindern. Deren Aufruf waren nur einige Hundert Anhänger gefolgt.

Die beiden deutschen Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder (beide SPD) haben ebenfalls gegen die islamfeindliche Bewegung Pegida das Wort erhoben. Schmidt sagte der "Bild"-Zeitung vom Dienstag, die Proteste appellierten an "dumpfe Vorurteile, an Fremdenhass und Intoleranz".

"Tolerant bleiben"

Das jedoch sei nicht Deutschland. Die Bundesrepublik dürfe Flüchtlinge und Asylbewerber nicht verstoßen. "Deutschland muss weltoffen und tolerant bleiben", so Schmidt.

Schröder forderte im Gespräch mit der Zeitung erneut einen neuen "Aufstand der Anständigen" gegen Fremdenfeindlichkeit. Dazu hatte Schröder im Jahr 2000 nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge aufgerufen. Einen neuen solchen Aufstand "brauchen wir auch heute". Er lobte die Haltung von Parteien und Kirchen, die eine "klare Position gegen Pegida gefunden haben".

Kölner Dom blieb dunkel

Das historische Altstadtpanorama Kölns samt Kölner Dom blieb aus Protest als Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit im Dunkeln. Nach Angaben der Stadt Köln und des Unternehmens RheinEnergie sollten die Lichter am Dom sowie an allen Kölner Rheinbrücken, am Rathaus sowie an öffentlichen und historischen Gebäuden für die Dauer der Pegida-Demonstration ausgeschaltet bleiben. Damit beziehe Köln "klare Position gegen irrationalen Fremdenhass und Ausgrenzung", erklärte Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD). Zuvor hatte bereits die Dresdner Semperoper während der Pegida-Umzüge demonstrativ ihre Außenbeleuchtung abgeschaltet.

Der Kölner Domprobst Norbert Feldhoff sagte am Montag im Deutschlandradio Kultur, die katholische Kirche sei gegen Ausgrenzung und für Religionsfreiheit in Deutschland. Wer bei "Kögida" - dem Kölner Ableger der Dresdner Pegida-Bewegung - mitlaufe, unterstütze automatisch extreme Ansichten, warnte Feldhoff.

SPD, Linke und Antifa in Berlin

In Berlin zogen mehr als 5000 Menschen in Richtung Brandenburger Tor. Fahnen von SPD, Linken und Gewerkschaften waren zu sehen, aber auch Abzeichen der linksradikalen Antifa. Der Berliner Pegida-Ableger Bärgida brachte dagegen nur wenige hundert Teilnehmer zusammen.

An den Anti-Pegida-Protesten in Stuttgart beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 5000 Menschen, die Veranstalter sprachen von 8000 Teilnehmern. In Hamburg forderten bei einer Kundgebung am Hauptbahnhof mehr als 1000 Menschen Toleranz und Offenheit gegenüber Flüchtlingen und anderen Kulturen.

"Riss durch die Gesellschaft"

Der Rat für Migration rief die Politik auf, sich ernsthafter als bisher mit der Pegida-Bewegung auseinanderzusetzen. Den umstrittenen Demonstrationen könne nicht allein mit kurzfristigen Appellen begegnet werden, sagte der Ratsvorsitzende Werner Schiffauer in Berlin. Es gehe ein "Riss durch die Gesellschaft": "Hier kommt etwas zum Tragen, was eine längere Vorgeschichte hat."

Bislang größte Pegida-Kundgebung

Die Pegida-Kundgebung am Montagabend in Dresden war die elfte und bisher größte Kundgebung der "Patriotischen Europäer". Vor Weihnachten waren rund 17.500 Menschen an den Demonstrationen gegen Islamisierung beteiligt.

(APA/AFP)

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