Die Altkanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder stellen sich hinter die Forderung Merkels, die islamfeindliche Bewegung zu isolieren.
Berlin. „Deutschland muss weltoffen und tolerant bleiben“, forderte der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt. Sein Nachnachfolger, Gerhard Schröder, wünscht sich sogar einen „Aufstand der Anständigen“ gegen Pegida, die neue islamfeindliche Protestbewegung. Beide Exkanzler kamen damit am Wochenende den Aufrufen der amtierenden Bundeskanzlerin, Angela Merkel, nach, die Bewegung zu isolieren.
Während die Alternative für Deutschland (AfD) nun offen mit den Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) sympathisiert, zeigt auch der Gegenprotest Wirkung. Am Montagabend musste eine Pegida-Gruppe in Köln ihre Kundgebung abbrechen, da der Domplatz von tausenden Gegendemonstranten okkupiert wurde. Als Zeichen gegen Islam- und Ausländerfeindlichkeit wurde bei vielen großen Kölner Gebäuden, darunter auch beim Dom, die Beleuchtung abgeschaltet.
Scharfe Kritik von der Kirche
In Dresden demonstrierten nach Angaben der Polizei am Montagabend 18.000Menschen gegen eine „Überfremdung“ des Landes. Es war die elfte und bisher größte Kundgebung der Pegida. In Berlin hatten sich rund 300 Sympathisanten versammelt. Auch hier gab es massive Gegendemonstrationen.
Scharfe Kritik an Pegida üben die Kirchen. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, rief alle Christen im Land auf, der Stimmungsmache gegen Flüchtlinge entgegenzuwirken. Der frühere Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Nikolaus Scheider, sagte in einem Interview mit der „Rheinischen Post“, Christen hätten auf Pegida-Demonstrationen nichts zu suchen. Der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, Christian Krause, kritisierte den christlichen Anstrich von Pegida: „Wenn ich sehe, dass da schwarz-rot-gold angestrichene Kreuze hochgereckt werden, gruselt es mich. Das ist wirklich pervers.“
Deutschland verzeichnete 2014 die höchste Zahl an Asylanträgen seit vielen Jahren, die meisten Flüchtlinge kamen aus Syrien. Bisher hatte vor allem die bayrische CSU eine härtere Gangart gegen Asylwerber gefordert.
Der Manager der Fußballnationalelf, Oliver Bierhoff, beteiligte sich an einem Aufruf zur Isolation von Pegida: „Wir sind Weltmeister mit vielen Spielern geworden, die einen Migrationshintergrund haben. So selbstverständlich wie wir in der Nationalelf Integration leben, so sollte es auch in der Gesellschaft funktionieren.“ (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2015)