Deutsche Regierung spielt griechischen Euro-Austritt durch

141219 BRUSSELS Dec 19 2014 German Chancellor Angela Merkel attends a press conference af
141219 BRUSSELS Dec 19 2014 German Chancellor Angela Merkel attends a press conference afimago/Xinhua
  • Drucken

Die Bundesregierung entwickelt einem Medienbericht zufolge konkrete Strategien für den drohenden "Grexit".

Die deutsche Bundesregierung entwickelt einem Medienbericht zufolge konkrete Strategien für einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Das Bundeskanzleramt lasse derzeit Szenarien für einen möglichen Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza bei der Parlamentswahl in dem Staat am 25. Jänner durchspielen, berichtete die Zeitung "Bild" unter Berufung auf Regierungskreise.

Sollte das Bündnis um Alexis Tsipras gewinnen und den Reformkurs abbrechen, würde die ausstehende Rate von zehn Milliarden Euro an Hilfskrediten nicht an Athen überwiesen werden. Käme es zum Austritt Griechenlands aus dem Euro - dem sogenannten "Grexit" -, könnte es nach Einschätzung der Regierungsfachleute einen Kunden-Ansturm auf griechische Banken geben, um Euro-Guthaben zu sichern, schrieb die Zeitung. Ein Kollaps der Institute in dem Land könne die Folge sein. In diesem Fall müsste die EU-Bankenunion womöglich mit Milliardenzahlungen einspringen, hieß es.

Regierung hält Austritt verkraftbar

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte am Wochenende berichtet, die Bundesregierung halte bei einem Sieg der Linken in Griechenland einen Austritt aus der Eurozone für verkraftbar. Der in Umfragen führende Tsipras hatte ein Ende der Sparpolitik in dem südeuropäischen Land angekündigt, falls er die Abstimmung gewinnt.

Nach Ansicht von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz stärkt die Austrittsdiskussion den Syriza-Chef. "Die Debatte und die verantwortungslosen Spekulationen über "Grexit"-Szenarien sind wenig hilfreich", sagte der SPD-Politiker der Zeitung "Die Welt" (Mittwoch). "Allen muss klar sein: Ein Ausstieg aus dem Euro steht nicht zur Debatte. Unerbetene Ratschläge, die den Menschen in Griechenland das Gefühl geben, nicht sie entscheiden durch ihre Wahl über ihr Schicksal sondern Brüssel oder Berlin, treiben die Wähler womöglich gerade in die Arme der radikalen Kräfte."

Kosten von 30 Milliarden Euro

SPD-Fraktionsvize Carsten Schneider hatte geschätzt, dass ein Euro-Austritt Griechenlands Deutschland 30 Milliarden Euro oder mehr kosten könnte. Die internationalen Geldgeber hätten fast 240 Milliarden an Krediten an Griechenland gegeben, um das Land zu stabilisieren und im Euro zu halten, sagte Schneider zu Wochenbeginn der Deutschen Presse-Agentur. Bei einem Umstieg auf die Drachme könne Athen das nicht zurückzahlen. Nach Commerzbank-Berechnungen summieren sich die Schulden Griechenlands bei den europäischen Partnern, dem IWF und der EZB auf gut 257 Milliarden Euro.

>>> Bericht in der "Bild"

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

GREECE GREEK EURO COIN
International

Drei Viertel der Griechen wollen Euro "um jeden Preis"

Weniger als drei Wochen vor der Wahl in Griechenland liegt das Linksbündnis Syriza in Umfragen weiterhin auf Platz eins.
International

Deutsche Regierung will Griechenland „im Euroraum helfen“

Planspiele für einen „Grexit“ gebe es nicht, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert.
Tsipras, opposition leader and head of radical leftist Syriza party, talks to reporters outside the parliament building after the last round of a presidential vote in Athens
International

Merkel gegen Tsipras: Streit um Verbleib Griechenlands im Euro

Spekulationen um einen Austritt Athens lassen den Euro fallen. Oppositionschef Tsipras versucht zu beruhigen.
Syriza Party Leader Alexis Tsipras Pre-Election Congress
Europa

Tsipras: Deutsche Regierung erzählt "Ammenmärchen"

Der griechische Oppositionsführer Alexis Tsipras übt Kritik an der deutschen Regierung. Seine Partei Syriza wolle nicht den Zusammenbruch, sondern "die Rettung des Euro".
Neuwahlen in Griechenland bringen "Grexit" wieder auf die Tagesordnung.
International

Kommission: "Euro-Mitgliedschaft unwiderrufbar"

Die Debatte um einen möglichen Euro-Ausstieg Griechlands setzt wieder ein. Oppositionschef Tsirpas spricht von einem "Schreckgespenst", Deutschland will sich nicht erpressen lassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.