Eurozone erstmals seit 2009 in der Deflation

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Die Verbraucherpreise sind im Dezember im Jahresvergleich um 0,2 Prozent gesunken. Grund ist die Talfahrt der Energiepreise. Die Zahlen schüren Spekulationen über ein umfassendes Wertpapier-Ankaufprogramm der EZB.

Die Eurozone hat erstmals seit Oktober 2009 wieder einen Preisrückgang verzeichnet.  Die jährliche Inflationsrate im Euroraum ist im Dezember auf minus 0,2 Prozent gesunken, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit befindet sich die Währungsunion in der Deflation. Die Statistiker erklärten, dass die Deflation auf einen Rückgang der Energiepreise durch den Ölpreisverfall zurückzuführen. Die Teuerungsrate für Energie ist im Dezember auf minus 6,3 Prozent gesunken gegenüber minus 2,6 Prozent im November.

Die Preise für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak sowie für Industriegüter ohne Energie blieben im Dezember mit jeweils 0,0 Prozent stabil. Bei Dienstleistungen gab es einen Preisanstieg von 1,2 Prozent.

Detailliertere Statistiken für das Jahr 2014 will Eurostat am 16. Jänner vorlegen. Österreich ist jedenfalls weit von einer Deflation entfernt: Laut vorläufigen Zahlen hat das Land mit 1,5 Prozent sogar die höchste Teuerungsrate im gesamten Euroraum. (siehe Grafik)

Spekulationen über EZB-Programm

Die Zielmarke der Europäischen Zentralbank für die Inflationsrate liegt bei zwei Prozent und wurde schon lange nicht erreicht. Mit jeder Veröffentlichung gerät die EZB stärker unter Druck, etwas gegen die Deflation zu tun. Auch die aktuellen Zahlen schüren bereits Spekulationen über ein umfassendes Wertpapier-Ankaufprogramm, im Börsenjargon Quantitative Easing (QE) genannt.

Angesichts der rückläufigen Preise fiel ein für die EZB-Geldpolitik sehr wichtiges Inflationsbarometer den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordtief. Der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward sank auf 1,5489 Prozent. Dies bedeutet, Investoren gehen davon aus, dass - beginnend in fünf Jahren - die Inflation über einen Zeitraum von fünf Jahren bei etwa 1,5489 Prozent und damit unter der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent liegen wird.

Analysten: Inflationsrate dürfte weiter sinken

Der Euro fiel nur kurzfristig auf 1,1848 Dollar, verteuerte sich dann aber auf 1,1859 Dollar. Nach den Inflationsdaten aus Deutschland, Frankreich und Belgien komme das Minus nicht überraschend, betonte Helaba-Analystin Viola Julien.

Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate in Europa Anfang 2015 noch weiter sinkt. Denn die Die Talfahrt der Energiepreise geht auch im neuen Jahr weiter: Erst am Mittwoch rutschte der Preis für ein Barrel der wichtigen Erdölsorte Brent unter die 50-Dollar-Marke.

(APA/Reuters)

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