Deutsche Regierung will Griechenland „im Euroraum helfen“

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Planspiele für einen „Grexit“ gebe es nicht, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert.

Wien/Athen/Berlin. Berlin verfolgt nach eigenen Angaben keine Pläne für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone: Solche Ausarbeitungen lägen der politischen Führung des Kanzleramtes nicht vor, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister David Cameron am Mittwoch in London zuversichtlich, dass es gelingen werde, Griechenland als Mitglied in der Eurozone zu halten. Es sei wichtig, den Bürgern und den Finanzmärkten zu sagen, dass sie persönlich, aber auch die Bundesregierung dieses Ziel hätten, so Merkel. "Wir haben eine riesige Strecke des Weges zurückgelegt, und ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass wir auch den Rest dieser Strecke gemeinsam zurücklegen werden", sagte die Bundeskanzlerin.

Es sei wie seit Beginn der Euro-Schuldenkrise weiterhin das Ziel der deutschen Regierung, Griechenland „im Euroraum bei der Stabilisierung zu helfen“. Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor berichtet, die deutsche Regierung spiele bereits einen Austritt Griechenlands aus dem gemeinsamen Währungsraum durch. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ hatte ein Regierungssprecher es gar als „blanken Unsinn“ bezeichnet, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) es auf einen Euro-Austritt Griechenlands ankommen lassen wollte. Demnach wolle Berlin Athen auch bei einem Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza im Euro halten. „Die Zeit“ berichtete zudem, in Brüssel werde derzeit sondiert, wie ein Kompromiss mit Syriza-Führer Alexis Tsipras aussehen könnte, um den Verbleib des Krisenlandes in der Währungsunion zu sichern. Die Debatte war entbrannt, nachdem „Der Spiegel“ berichtet hatte, Berlin würde einen Euro-Austritt Griechenlands hinnehmen. Hintergrund sind die für den 25. Jänner geplanten Parlamentswahlen: In Umfragen liegt die Syriza vorn, die den von den internationalen Gläubigern auferlegten Sparkurs ablehnt.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hält die „Grexit“-Diskussion indes für „wenig hilfreich“, wie er in einem Interview mit der „Welt“ sagte. „Unerbetene Ratschläge“ würden den Menschen in Griechenland das Gefühl geben, Brüssel oder Berlin entschieden über ihr Schicksal. Auch laut Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici steht ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion nicht zur Debatte. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2015)

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