Holland: Revolutionäre „Salzkartoffel“ gezüchtet

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Die Knollenfrucht aus Holland, die auch in salzigen Böden wächst, könnte die Welternährung verbessern.

Den Haag. Bei Marc van Rijsselberghe steht das Telefon nicht mehr still. Aus der ganzen Welt erhält er Anrufe, aus Indien, China, Mexiko, Tansania und so fort. Alle wollen nur eines: Die „Turbo-Salzkartoffel“, die der Niederländer gezüchtet hat. Denn van Rijsselberghe hat nach langjährigen Versuchen auf seinem Bauernhof auf der Wattenmeer-Insel Texel nun eine Kartoffel gefunden, die auch auf salzigen Böden gedeiht. Er hat sie „Marc“ getauft.

,,Sie wächst hervorragend auf salzigen Böden und schmeckt etwas süßlich“, sagt der Züchter. Die Frucht des Holländers ist in der Tat ein größerer Durchbruch: Sie könnte Ernährungsprobleme weltweit lösen, gerade in Entwicklungsländern mit Meeresküsten. Weltweit wohnen nämlich etwa 3,5 Milliarden Menschen in Regionen, deren Böden salzig sind, also großteils in Meeresnähe, und die agrarisch daher schwerer nutzbar sind als Böden im Landesinneren. Auch in den Niederlanden sind 125.000 Hektar Land so salzig, dass dort viele Pflanzen nicht mehr wachsen.

Agrarisches „Multitalent“

Die Kartoffel ist sogar ein Multitalent: Marc wächst auf salzigen Böden, auf normalen Böden und mit Süßwasser. „Sie ist vergleichbar mit einem Kamel. Wenn es regnet, saugt sie sich mit dem Süßwasser des Regens voll wie ein Kamel, das seine Vorräte speichert. Man kann sie am besten als salztolerant und süßfreundlich beschreiben, weil sie auf salzigen Böden und auch durch Süßwasser wachsen kann“, sagt der Züchter. Freilich müsse der Salzgehalt recht konstant bleiben, daher seien spezielle Bewässerung und Düngung nötig. Und einen massiven Salzschub könnten die Knollen, deren züchterisches Geheimnis van Rijsselberghe nicht offenbaren will, nicht verkraften.

Laut Welternährungsorganisation (FAO) in Rom werden derzeit weltweit 365 Millionen Tonnen Erdäpfel pro Jahr geerntet. Mit der „Salzkartoffel“ könnte das stark gesteigert werden, da sie dort wächst, wo bisher keine Kartoffeln gedeihen. (htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2015)

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