Zu heftigen Diskussionen ist es in der ORF-Sendung "Im Zentrum" zum Thema "War Zilk ein Spion?" gekommen. Dagmar Koller beklagt einen "schmutzigen Journalismus".
Rund 60 Mal habe sich Helmut Zilk mit Agenten des Geheimdienstes der damals kommunistischen Tschechoslowakei (CSSR) getroffen. Es sei auch Geld geflossen, erklärte "profil"-Chefredakteur Herbert Lackner am Sonntagabend in der ORF-Sendung "Im Zentrum". Die vom Nachrichtenmagazin "profil" erhobenen Spionagevorwürfe lösten eine heftige TV-Diskussion aus. "Ich kotze gleich", reagierte Dagmar Koller, die Witwe des im Vorjahr verstorbenen ehemaligen Bürgermeisters Zilk. Was hier gemacht werde, sei "schmutziger Journalismus", attackierte Koller Lackner.
Ein Experte und Professor an der Akademie der Wissenschaften in Tschechien habe die Akten überprüft und festgestellt, dass es sich hierbei nicht um eine Fälschung handle, betonte der Chefredakteur. Der größte Teil der Geldübergaben habe in Prag stattgefunden, und Zilk - damals Journalist - habe vom Geheimdienst konkrete Aufträge bezüglich Informationsbeschaffung bekommen, kommentierte Lackner die ihm vorliegenden Unterlagen.
Alle paar Wochen 5000 Schilling
Die Vorstellung, dass Helmut Zilk alle paar Wochen 5000 Schilling von diesen "Banditen" bekommen habe, sei "unerträglich", meinte der ehemalige ORF-Generalintendant und langjährige Freund Zilks, Gerd Bacher. Zilk habe das aus finanzieller Hinsicht gar nicht nötig gehabt. Sollten die Anschuldigungen gegen Zilk wirklich wahr sein, dann würde dies dessen politischen Ruf posthum vernichten, meinte Bacher weiter. Nun sei die Staatsanwaltschaft am Zug und müsse die Vorwürfe prüfen. Es ginge in erster Linie darum die Wahrheit zu erfahren.
Der ehemalige Wiener Stadtschulratspräsident Kurt Scholz bezeichnete die Vorwürfe gegen Zilk als "grotesk und lächerlich". Zudem bezweifle er den Wahrheitsgehalt der vorliegenden Akten. Wenn dies das Resümee eines politischen Lebens sei, dann frage er sich, wie tief das Niveau des Journalismus gesunken sei, kritisierte Scholz.
Unverhofft zum Handkuss gekommen
Laut dem ehemaligen tschechischen Botschafter in Österreich, Jiri Grusa, sind die Dokumente Originale und kein "Fake". Das was man allerdings als Spionage bezeichne, könne er nicht herauslesen und verglich die Interpretationen mit einer "James Bond-Geschichte".
Zilk sei durch seinen "Äußerungstrieb" unverhofft zum Handkuss des Spionage-Daseins gekommen, und die Tschechoslowaken hätten diesen falsch interpretiert, meinte Michael Frank von der Süddeutschen Zeitung.