"Charlie Hebdo" mit Mohammed-Zeichnung auf Titelblatt

APA/EPA/CHARLIE HEBDO / HANDOUT
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Die Zeitung erscheint in einer Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren.

Das religionskritische Satiremagazin "Charlie Hebdo" stemmt sich eine Woche nach dem von Islamisten in Paris verübten Anschlag gegen den Terror. Mit einer Zeichnung des Propheten Mohammed auf dem Titel und einer Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren soll an diesem Mittwoch die neue Ausgabe der Zeitschrift erscheinen.

Reservisten werden eingezogen

Nach den Anschlägen islamistischer Terroristen verstärkt Frankreich mit einem Aufgebot von 10.000 Soldaten massiv die Sicherheitsvorkehrungen, wie Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian unterdessen am Montag ankündigte. Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian will zur Abwehr von Terrorgefahren verstärkt auf Reservisten zurückgreifen. Reservisten könnten ergänzende Aufgaben im Heimatschutz übernehmen und die französische Berufsarmee damit unterstützen, sagte Le Drian dem Sender Europe 1 am Dienstag. "Dies ist eine der Lehren, die wir aus der neuen Situation ziehen müssen".

Trauerzerimonien in Paris und Jerusalem

Nach den Terroranschlägen nimmt Frankreich am Dienstag Abschied von den drei erschossenen Polizisten. Bei der Trauerzeremonie im Innenhof der Pariser Polizeipräfektur nahm Präsident Francois Hollande die Beamten Franck Brinsolaro, Ahmed Merabet und Clarissa Jean-Philippe posthum in die französische Ehrenlegion auf, die Orden befestigte er an den aufgebahrten Särgen der Polizisten. An der Zeremonie nahmen auch Angehörige der getöteten Polizisten sowie Premierminister Manuel Valls und Innenminister Bernard Cazeneuve teil.

In Jerusalem hat indes am Dienstag die staatliche Trauerzeremonie für die vier jüdischen Opfer der Anschläge von Paris begonnen. Zum Begräbnis von Joav Hattab, Philippe Braham, Johan Cohen und François-Michel Saada erschienen gemeinsam mit rund zweitausend Trauernden Israels Präsident Reuven Rivlin, Regierungschef Benjamin Netanyahu und Oppositionsführer Yizchak Herzog neben vielen weiteren Amts- und Würdenträgern.

Die vier Männer waren am Freitag in einem Supermarkt für koschere Produkte im Osten von Paris von einem Geiselnehmer ermordet worden, der sich als Angehöriger der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) bezeichnete. Der Bestattungsort Har Hamenuhot (Berg der Ruhenden) liegt an einer steilen Bergwand weithin sichtbar am westlichen Ortseingang von Jerusalem. Dort sind auch die drei Schüler und ein Lehrer der jüdischen Schule in Toulouse zur letzten Ruhe gebettet worden, die ein islamistischer Attentäter im März 2012 erschossen hatte.

"Je suis Charlie"

Beim Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" waren ein Polizist und ein als Personenschützer abgestellter Beamter getötet worden. Im Süden der Stadt wurde eine Polizistin erschossen. Ingesamt starben bei den Anschlägen 17 unschuldige Opfer sowie die drei Terroristen.

Das am Montagabend im Voraus veröffentlichte Titelbild des Magazins zeigt eine Zeichnung des Propheten Mohammed, der trauernd ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (deutsch: Ich bin Charlie) in den Händen hält. Über der Zeichnung steht in großen Buchstaben "Tout est pardonné" (deutsch: Alles ist vergeben).

"Charlie Hebdo"-Chefredakteur Gerard Briard und Kolumnist Patrick Pelloux trösten Cartoonist Luz bei einer Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung der neuen Ausgabe des Satiremagazins.(c) REUTERS (PHILIPPE WOJAZER)

Die erste Ausgabe nach dem Attentat entstand in den Räumen der Tageszeitung "Liberation" in Paris, die wie andere französische Medien den Überlebenden des Anschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" Unterstützung zugesagt hatte. Der Kolumnist des Magazins, Patrick Pelloux, hatte bereits einen Tag nach dem Anschlag auf die Redaktion mit zwölf Toten ein neues Heft angekündigt.

Als Hintergrund des Terroranschlags gelten die früheren islamkritischen Mohammed-Karikaturen des Blattes. Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollen weder Gott noch Mohammed oder andere Propheten bildlich dargestellt werden. Das hängt mit dem Verbot der Anbetung von Götzen zusammen.

Mahnwache am Brandenburger Tor

In Berlin wollen führende Politiker am Dienstag gemeinsam mit den Muslimen in Deutschland gegen islamistischen Terror und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen demonstrieren. An der Mahnwache am Brandenburger Tor nehmen auf Einladung des Zentralrats der Muslime Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), ihr Vize Sigmar Gabriel (SPD) und mehrere Minister teil. Bundespräsident Joachim Gauck hält eine Rede.

In Frankreich sucht die Polizei weiter nach Unterstützern der Terroristen. Es gebe "ohne Zweifel einen Komplizen", sagte Premier Manuel Valls. "Die Jagd geht weiter." Noch in dieser Woche soll eine Zeremonie zum Gedenken an alle Opfer im Invalidendom in Paris stattfinden.

US-Außenminister John Kerry will nach Kritik am Fehlen hochrangiger US-Politiker beim Gedenkmarsch für die Terror-Opfer am Donnerstag und Freitag Paris besuchen, um Solidarität zu zeigen.

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(APA/dpa)

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