Nowotny: Niemand will Griechenlands Euro-Austritt

European Central Bank Governing Council member Nowotny addresses a news conference in Vienna
European Central Bank Governing Council member Nowotny addresses a news conference in ViennaREUTERS
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Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny zeigt sicht überzeugt davon, dass der Austritt aus der Eurozone für Athen vor allem Nachteile hätte. "Es gibt keine einfachen und angenehmen Lösungen", so Nowotny.

Ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone käme Athen sehr teuer, meinte Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny am Montagabend beim NZZ.at-Clubabend. Daher gebe es auch niemanden, der dies für das Land anstrebt. Würde Griechenland die Eurozone verlassen, wäre eine sofortige Abwertung der neuen Währung die Folge. Die Schulden würden aber in Euro bestehen bleiben und sich damit in neuem Geld drastisch erhöhen. Die Abwertung der Währung würde Importe sofort verteuern, die damit einhergehende Exportsteigerung durch niedrigere Preise würde aber erst langsam eintreten. Der erste Effekt wäre daher auch im Land eine Teuerungswelle, die zu entsprechenden Lohnforderungen und noch höheren Schulden führen würde. Das wäre "keine sehr vernünftige Strategie", so Nowotny.

Aus europäischer Sicht käme das Problem dazu, dass man nicht abschätzen könne, wie sich die Entwicklung auf andere Länder übertragen würde.

In der Vergangenheit zu langsam reagiert

Grundsätzlich habe man wohl in der Vergangenheit zu langsam auf die Leistungsbilanzdefizite Griechenlands reagiert, räumt Nowotny ein. Er erinnere sich, dass er bei seinem Antrittsbesuch in der EZB im Herbst 2008 vom damaligen EZB-Chef Jean-Claude Trichet mit einer Tabelle konfrontiert wurde, die zeigte, dass die Lohnstückkosten in Griechenland deutlich stärker gestiegen waren als in Deutschland oder Österreich. "Das kann nicht gut gehen" habe Trichet dies damals schon kommentiert. "Man hat es also gesehen", so Nowotny.

Um nun aus der Situation herauszukommen "gibt es keine einfachen und angenehmen Lösungen". Innerhalb des Euros sei eine Abwertung der Währung nicht möglich, daher müsse man eine "interne Abwertung" durchführen, also durch restriktive Politik die Kosten senken. Auch wenn man über das Tempo und Details diskutieren könne, führe am Eingriff an sich kein Weg vorbei. Die OeNB habe selber keinerlei Griechenland-Anleihen in der Bilanz, sagte Nowotny auf eine entsprechende Frage. Indirekt gebe es aber über die EZB ein Exposure.

Nowotny verteidigt Hypo-Konkurs

Bei der Hypo Alpe Adria bleibt Nowotny dabei: Ein Konkurs Anfang 2009 wäre ein Fehler gewesen und hätte "eine Fülle von negativen Effekten ausgelöst". Er stehe auch heute zu seinem damaligen Rat, die Bank nicht pleitegehen zu lassen, sagte Nowotny. "Es war sicherlich richtig, keinen Konkurs zuzulassen", so Nowotny, er bekenne sich dazu, dass er damals massiv vor einem Konkurs gewarnt habe.

Die Probleme hätten sich einerseits über die Kärntner Landeshaftungen direkt für den öffentlichen Haushalt ergeben. Weiters habe man ein halbes Jahr nach dem Lehman-Zusammenbruch und den davon ausgelösten Wellen nicht abschätzen können, was die Folgewirkungen gewesen wären. Und schließlich hätte es über die Verflechtungen mit den anderen Hypos Probleme gegeben, zugleich wäre grundsätzlich die Rolle der heimischen Banken in Osteuropa in Mitleidenschaft gezogen worden.

"Griss-Bericht etwas apodiktisch"

Den Griss-Bericht zur Hypo habe er "mit Interesse gelesen, weil ich viel erfahren habe, das ich selber nicht wusste", so Nowotny. Den Schluss, den Griss zog, finde er aber "etwas apodiktisch". Dennoch sei er "eine gute Basis für die Arbeit im Untersuchungsausschuss", der am Mittwoch in einer Hypo-Sondersitzung beantragt werden soll.

Ob dann bei der Notverstaatlichung jede Entscheidung richtig war, sei umstritten, dazu wolle er nicht Stellung nehmen. Aber ohne Einigung wäre die Bank am nächsten Morgen zugesperrt worden. Er habe sich allerdings die sofortige Trennung von funktionierendem Bankgeschäft und Bad Bank gewünscht. Das habe er bereits am Morgen nach der Verstaatlichung empfohlen, aber "genau dieser Weg wurde in Österreich nicht begangen, weil der Eigentümer - auch legitimerweise - Bedenken hatte, dass es die Verschuldung sofort erhöht". Aber "das hat die Kosten nicht gesenkt".

(APA)

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