Bereits im Ersten Weltkrieg war "Lügenpresse" ein zentraler Kampfbegriff und ist inzwischen Teil des Pegida-Vokabulars.
Der von Anhängern der Anti-Islam-Bewegung Pegida verwendete Begriff "Lügenpresse" ist das Unwort des Jahres 2014. Der Ausdruck sei bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff gewesen, begründete die Jury der Aktion "Unwort des Jahres" am Dienstag ihre Entscheidung. Es habe auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien gedient.
Einem Großteil der sogenannten besorgten Bürger, die den Begriff seit dem vorigen Jahr skandierten und auf Transparenten trügen, sei dies vermutlich nicht bewusst. Das mache den Ausdruck "zu einem besonders perfiden Mittel derjenigen, die ihn gezielt einsetzen". Das Unwort wurde von vier Sprachwissenschaftlern und zwei Journalisten ausgesucht.
Diffamierendes Verstehen
Gerügt wurden von der Jury auch die Bezeichnungen "erweiterte Verhörmethoden" und "Russland-Versteher". Mit den "erweiterten Verhörmethoden" etwa des US-Auslandsgeheimdienstes CIA sei nichts anderes als Folter gemeint. Der Begriff "Russland-Versteher" war in der außenpolitischen Debatte über den Konflikt in der Ukraine und die Rolle Russlands aufgekommen. Das positive Wort "verstehen" werde in diesem Zusammenhang diffamierend verwendet und ohne die Ironie, wie sie etwa hinter der analogen Wortbildung "Frauen-Versteher" stehe.
In Österreich wurde das Unwort bereits im Dezember des Vorjahres gekürt. Gewählt wurde der Ausdruck "Negerkonglomerat", den der ehemalige FPÖ-EU-Spitzenkandidat Andreas Mölzer in einer Wahlkampfrede verwendet hat. In den USA wurde soeben "#BlackLivesMatter" zum Wort des Jahres gekürt.
(APA/Reuters)