Plötzlich ist Gold wieder da

Gold bars and Swiss Franc banknotes are seen in this illustration picture in Vienna
Gold bars and Swiss Franc banknotes are seen in this illustration picture in Vienna(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Während die Wirtschaft stottert und die Aktienmärkte nicht so recht wissen wohin, feiert der Goldpreis eine kleine Rallye. Vor allem in den Problemwährungen Euro, Yen und Rubel.

Wien. Viele Analysten behandeln Gold als Rohstoff – und stecken das Edelmetall damit in die gleiche Schublade wie Öl oder Gas. Diese Kategorisierung ist aber falsch, weil Gold kaum „verbraucht“ wird – sondern eher konserviert, also gespart. Gold hat deshalb auch eine viel höhere Stock-to-flow-Ratio als beispielsweise Öl. Heißt: Das meiste Gold, das in der Geschichte gefördert wurde, ist immer noch vorhanden. Was in der Industrie verbraucht wird (rund zwölf Prozent der jährlichen Produktion von rund 3000 Tonnen), wird meist später wieder gewonnen.

Das führt zu hohen Beständen an Gold. Mehr als das 70-Fache der jährlichen Produktion ist bereits „im Markt“ vorhanden. Bei Öl ist nur knapp mehr als die Produktion eines Jahres eingelagert. Bei Silber liegt diese Ratio bei rund 20. Vielleicht erklären diese Unterschiede zu „normalen“ Rohstoffen, warum der Goldpreis in den vergangenen Tagen stark gestiegen ist, während die Rohstoffe fallen. Öl ist längst unter 50 Dollar pro Barrel, und der Bloomberg Commodity Index, der Überblick über den Rohstoffmarkt bietet, ist auf ein Zwölf-Jahres-Tief gefallen.

Aber der Goldpreis ist zuletzt wieder auf 1235 Dollar pro Unze gestiegen. Das ist natürlich keine Sensation, widerspricht aber den Erwartungen der meisten Analysten. Anfang 2012 war Gold bei mehr als 1800 Dollar – seitdem ist es auf bis zu 1200 gefallen, und einige Analysten gehen auch weiterhin davon aus, dass es noch unter 1100 Dollar notieren wird.

Gold glänzt im Euro

Derzeit steigt der Goldpreis aber – und zwar trotz der wirtschaftlichen Entwicklung. Selbst der starke Dollar kann Gold derzeit nicht aufhalten. Klassische Gründe finden sich aber kaum. Inflationsgefahr besteht offenbar nicht, die Inflationsraten sind niedrig. So ein disinflationäres Umfeld ist für Gold eigentlich das schlimmstmögliche. In einer echten Deflation dürfte das Metall sich aber genauso behaupten wie bei hoher Inflation. Weil Gold eben Geld ist – und kein Rohstoff. Oder anders gesagt, weil Gold von den meisten Investoren als Geld bzw. Krisenwährung gesehen wird.

Das zeigt sich vor allem, wenn man Gold mit anderen Währungen außer dem US-Dollar vergleicht. In Euro ist das Edelmetall am Dienstag auf 1050 Euro pro Unze gestiegen – so hoch wie seit 16 Monaten nicht mehr. Das letzte Eurotief wurde im Dezember 2013 bei 857 Euro pro Unze erreicht. Seitdem ist das Metall um rund 18 Prozent im Preis gestiegen.

In Japan steht Gold bei rund 146.000 Yen pro Unze – also nur knapp unterhalb des Hochs von 155.000 Yen, das Anfang 2013 erreicht wurde. Die Japaner versuchen in den vergangenen Jahren durch ein brutales Gelddruckprogramm Inflation zu erzeugen und drücken den Yen damit stark.

Hedgefonds sind zurück

Ähnlich sieht es in Russland aus, obwohl die Entwicklung dort keine Absicht sein dürfte. Seit Beginn der letzten heißen Phase der Russland-Krise hat sich der Goldpreis fast verdoppelt. Er steht derzeit bei rund 80.000 Rubel pro Unze und damit so hoch wie nie zuvor.

Hinter dem Goldanstieg könnten neben den Währungen natürlich auch „klassische“ Gründe stehen, also Wall-Street-Spekulanten, namentlich Hedgefonds. Die haben ihre Wetten auf einen steigenden Goldpreis zuletzt wieder erhöht, weil sie Geld von den Aktienmärkten ins Gold zurückschichten. Der Gold- und Währungsexperte Dan Norcini warnt allerdings, dass Hedgefonds zwar auf steigende Preise spekulieren, aber gleichzeitig noch genügend Verkäufer im Markt seien – mit Preisausbrüchen nach oben rechnet er daher nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2015)

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