Konjunktur: Kupferpreis stürzt ab

(c) Bloomberg News (MICHAEL J. OKONIEWSKI)
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Der Preis für das Industriemetall ist am gestrigen Mittwoch dramatisch gefallen. Die Rohstoffmärkte zeigten sich alarmiert. Die Angst vor einer schwachen Weltwirtschaft geht um.

Wien. Der Verfall des Kupferpreises hat am gestrigen Mittwoch sämtliche Rohstoffe mit nach unten gerissen. Das Industriemetall stürzte um mehr als acht Prozent ab und ist damit so stark eingebrochen wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Die Rohstoffmärkte setzten infolgedessen ebenso zur Talfahrt an und notierten auf einem Zwölfjahrestief.

Auslöser könnten die schlechten Konjunkturnachrichten der Weltbank gewesen sein, wiewohl das nicht sicher ist. Die Institution kappte ihre Wachstumsprognose für 2015 und das kommende Jahr. Für heuer gehen die Ökonomen nur noch von einem globalen Wirtschaftswachstum in der Höhe von drei Prozent aus. Ursprünglich war ein Plus von 3,4 Prozent prognostiziert worden.

„Die Wachstumsaussichten sind schlechter als vor sechs Monaten“, sagte UBS-Analyst Daniel Morgan. Da die Konjunktur in Europa, Japan und China gleichzeitig schwächle, sei dies ein schlechtes Omen für die Industriemetalle.

Das nährt freilich auch die Befürchtungen, wonach sich der chinesische Hunger nach dem Industriemetall künftig in Grenzen halten könnte. Das Nachfragewachstum aus China dürfte heuer „nur“ noch bei vier Prozent liegen, wie Schätzungen des Analysehauses CRU zeigen. Im Zeitraum zwischen 2002 und 2012 lag dieser Wert im Schnitt bei über zehn Prozent.

„Wir haben einen scharfen Preisverfall bei Öl gesehen, und jetzt nehmen die Investoren andere Rohstoffe ins Visier“, sagt Ivan Szpakowski von Citigroup gegenüber Bloomberg TV.

China ist mit einem Anteil von etwa 40 Prozent der weltweit größte Abnehmer von Kupfer. Die Entwicklungen in dem Land sind für die Preisbewegungen des Metalls also nicht zu unterschätzen. Heute konsumiert das Reich der Mitte rund fünfmal mehr Kupfer als die USA. Noch vor zehn Jahren spielte die Volksrepublik hingegen eine untergeordnete Rolle. Kupfer galt daher lange Zeit als wichtiger Indikator für die Weltwirtschaft. Nicht umsonst trug es den akademischen Beinamen Dr. Copper. Kupfer wird in diversen elektronischen Geräten verarbeitet und kommt beispielsweise auch in der Autoindustrie zum Einsatz.

Bergbaukonzerne im Minus

Allein in der vergangenen Woche haben die Investoren ihre Wetten auf einen Verfall des Kupferpreises verdoppelt. Seit einem Jahr zählt es unter den Industriemetallen zu jenen mit der schlechtesten Performance. Auch in den vergangenen vier Wochen gab der Preis bereits um 16 Prozent nach. Analysten der Commerzbank bezeichnen den Preissturz jedoch als „klar übertrieben“. Er sei aus „fundamentaler Sicht nicht zu rechtfertigen“. Habe der Preis einmal seine Bodenbildung gefunden, könnte die „Gegenbewegung daher deutlich ausfallen“, sagen die Experten.

Die Nachrichten setzten am Mittwoch auch die Bergbaukonzerne gehörig unter Druck. Die Aktien des weltgrößten Rohstoffhändlers Glencore stürzten im Tagesverlauf um mehr als zwölf Prozent ab. Auch die Papiere der Bergbaukonzerne AngloAmerican und BHP Billiton gaben um neun und sieben Prozent nach.

Unterdessen sah es kurzfristig so aus, als ob der Ölpreis seine Talfahrt unterbrechen würde. Doch, dann gerieten die Preise wieder ins Rutschen. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet mittlerweile nur noch rund 46 Dollar. Das Überangebot auf dem Markt lässt den Rohstoff seit Monaten purzeln. Seit dem Sommer des Vorjahrs hat sich der Rohölpreis halbiert.

Nach der Finanzkrise haben die Rohstoffmärkte durch die Geldschwemme der Notenbanken eine Rallye hingelegt, die aber mittlerweile vorbei ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2015)

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