4,5 Milliarden mehr Franken-Schulden

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150.000 Österreicher haben Kredite in Schweizer Franken laufen. Die Banken raten dazu, vorerst einmal abzuwarten, wo sich der Kurs einpendelt.

Wien. Es war ein äußerst teurer Donnerstag für 150.000 Österreicher. Für jene nämlich, die noch Fremdwährungskredite in Schweizer Franken laufen haben. Deren Schulden stiegen innerhalb weniger Minuten um 4,5 Mrd. Euro. Grund war die Freigabe des Franken-Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank, in deren Folge der Euro gegenüber dem Franken um rund 15Prozent nachgab.

29,5 Mrd. Euro betrug das Volumen aller an Privatpersonen hierzulande vergebenen Franken-Kredite per Ende November des Vorjahres, so die heimische Nationalbank. Und sie erinnerte daran, dass sie Privaten aufgrund der Risken immer von Fremdwährungskrediten abgeraten habe. Deshalb wurde von der FMA im Jahr 2008 auch ein Verbot der Neuvergabe von Fremdwährungskrediten für Privatpersonen ausgesprochen. Durch Konvertierungen sei das Volumen seither auch um 45Prozent zurückgegangen, so die FMA heute. Etwa 120.000 Kredite wurden in den vergangenen sieben Jahren in Euro getauscht.

Neues Problem für Banken?

Für jene, die im Franken geblieben sind, bedeutet die Freigabe des Wechselkurses jedoch wieder die Gefahr stetig steigender Kursverluste. Da auch Experten derzeit überfragt sind, wo sich der Franken-Kurs einpendeln wird, empfehlen die heimischen Banken ihren Kunden, erst einmal abzuwarten und keine unüberlegten Handlungen zu setzen. Auf jeden Fall sollte der Bankberater kontaktiert werden, um den individuellen Fall zu besprechen. „Welche Maßnahme sinnvoll ist, hängt nämlich sehr stark vom einstigen Einstiegskurs, der Restlaufzeit und dem Tilgungsträger ab“, so die Bank Austria.

Aber auch für die Banken selbst könnte das Erstarken des Franken noch zu einem Problem werden. Dann nämlich, wenn Kreditnehmer ihre Kredite gar nicht mehr zurückzahlen können – eine Sorge, die vor allem in Osteuropa besteht.

In Ungarn, wo die höchsten Volumina vergeben wurden, sei die Gefahr jedoch gebannt, da Budapest die Banken bereits zu einem fixen Franken-Kurs gezwungen hat. Große Volumina vermeldet Raiffeisen International aber auch für Polen (2,9 Mrd. Euro), Rumänien (360 Mio. Euro) und Kroatien (270 Mio. Euro). Die Bank gibt jedoch keine Abschätzung, welche Auswirkungen es geben könnte. Die Erste Group hat 600 Mio. Euro in Kroatien und erwartet „keine signifikanten Auswirkungen“.

Ein Grund für vorläufige Ruhe könnte der Zeitfaktor sein: Die meisten Kredite wurden ab Anfang der 1990er-Jahre für meist 25 Jahre begeben. Der Großteil der endfälligen Kredite wird daher erst in den kommenden Jahren zurückgezahlt werden müssen. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2015)

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