Saudi-Arabien verschiebt Auspeitschung von Blogger

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Die UNO und Menschenrechtsorganisationen hatten international auf das Schicksal des saudischen Blogger Raif Badawi aufmerksam gemacht.

Die saudi-arabische Justiz hat die für Freitag angesetzte Auspeitschung des islamkritischen Bloggers Raif Badawi verschoben. Dies teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am heutigen Freitag in einem der APA übermittelten E-Mail mit. Die Verschiebung sei "aus medizinischen Gründen" angeordnet worden. Es war unklar, ob und wann die Auspeitschung fortgesetzt wird.

Badawis Ehefrau hatte sich gegenüber Amnesty International besorgt über den Gesundheitszustand des 31-Jährigen gezeigt, dessen Auspeitschung am vergangenen Freitag begonnen hatte. Nach der ersten Tranche von 50 Peitschenhieben habe Badawi gesagt, dass er eine weitere Auspeitschung nicht mehr überstehen werde. Insgesamt beträgt seine Strafe 1000 Peitschenhiebe.

Diplomatische Bemühungen

Der Fall hatte international Aufsehen erregt. Die Menschenrechtshochkommissar Zaid Ra'ad al-Hussein forderte am Donnerstag Riad zur Aussetzung der Strafe auf. Auch Österreich hat sich nach Angaben des Außenministeriums für den Blogger Raif Badawi eingesetzt, dessen Auspeitschung am heutigen Freitag fortgesetzt werden soll.

Österreich verlange einen "sofortigen Stopp dieser unmenschlichen Behandlung", erklärte Außenminister Sebastian Kurz. So sei am Donnerstag neuerlich auch der saudische Botschafter in Wien ins Außenministerium zitiert worden. Dieses habe in den vergangenen Wochen mehrmals bei Mohammed Al Salloum gegen die Bestrafung Badawis protestiert, verlautete aus dem Ministerium. "Die internationale Gemeinschaft muss handeln", hieß es weiter.

1000 Peitschenhiebe wegen "Beleidigung des Islam"

Badawi ist wegen "Beleidigung des Islam" zu zehn Jahren Haft und tausend Peitschenhieben verurteilt worden. Die Strafe wird in wöchentlichen Tranchen zu 50 Peitschenhieben exekutiert.

UNO-Menschenrechtskommissar Zaid forderte am Donnerstagabend den saudischen König auf, den Blogger zu begnadigen. Es handle sich nämlich um eine "außerordentlich strenge Strafe". Auspeitschungen seien brutal und unmenschlich, hieß es laut der Nachrichtenagentur AFP in einer Aussendung des Jordaniers.

Der Fall hat in Österreich zu einer innenpolitischen Debatte über das Abdullah-Zentrum für Internationalen Dialog (KAICIID) geführt, das von Saudi-Arabien finanziert wird. Nach scharfer Kritik der Grünen, die am heutigen Freitag eine Mahnwache für Badawi vor dem KAICIID-Gebäude veranstalten, sind nun auch SPÖ und ÖVP auf Distanz zum Zentrum gegangen. Die Grünen wollen bei der Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates am Freitag einen Antrag auf sofortige Schließung des von Saudi-Arabien, Österreich, Spanien und dem Vatikan getragenen Dialogzentrums einbringen. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bremst freilich. In der Tageszeitung "Heute" sprach er sich für eine sorgsame Vorgangsweise und gegen "populistische Entscheidungen" aus.

(APA)

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