Kolumne. Warum Commitment nicht immer positiv ist.
Anfang der 1990er-Jahre begeisterte der Film „The Commitments“: Dubliner Jugendliche verschrieben sich ganz dem Soul und gründeten eine Band. Heute muss man nicht von der Soulmusik begeistert sein: Allem Möglichen kann man sich „committen“. Klingt nicht so banal wie: „Ich fühle mich meinem Arbeitgeber verpflichtet.“ Lieber also: „Ich habe mich committed.“
Der Führungskraft mag das als Idealfall erscheinen, führt Commitment doch zu größerem Eifer und höherer Leistung. Mitarbeiter mit affektivem Commitment identifizieren sich so stark, dass Erfolge und Misserfolge wie eigene erlebt werden.
Normativ Committete verinnerlichen die Unternehmenswerte und sehen sich moralisch verpflichtet, im Unternehmen zu bleiben.
Die Freude der Führungskraft schwindet, wenn sie an rational Committete denken: Diese Mitarbeiter müssen im Unternehmen bleiben, weil für sie die Kosten zu hoch sind, es zu verlassen.
Keine berauschende Perspektive.
Ungünstig auch, wenn jemand behauptet: „Dazu müssen wir uns erst committen.“ Dann wird die nötige Entscheidung auf unbestimmte Zeit verschoben.
michael.koettritsch@diepresse.com