Berlin: Zwei Türken nach Razzia verhaftet

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Die Verdächtigen sollen eine Islamistenzelle geleitet haben.

Berlin. 250 Polizisten, elf Wohnungen, fünf Verdächtige: Die Berliner Polizei hat eine mutmaßliche Terrorzelle ins Visier genommen und bei einer Razzia am Freitag zwei Türken verhaftet. Drei weitere Verdächtige – ebenfalls türkische Staatsangehörige – wurden nach dem Verhör wieder freigelassen. Die Verhafteten Emin F. (43) und Ismet D. (41) sollen die Drahtzieher einer Zelle sein, die zum einen für den Islamischen Staat (IS) in Syrien rekrutiert und zum anderen Geld, Flugtickets sowie die Überfahrt organisiert haben sollen.

Laut Polizei gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Zelle auch Anschläge in Deutschland geplant hat. Ideologischer Anführer der salafistischen Gruppe, die mehrheitlich aus Türken und russischen Staatsbürgern aus Tschetschenien und Dagestan besteht, ist demnach Ismet D., der sich selbst als Emir bezeichnet. Er soll den Kreis ideologisch infiziert und auf den Jihad in Syrien vorbereitet haben. Emin F. hingegen war mit den Finanzen und der Bereitstellung von (Kriegs-)Materialien betraut. Einer der beiden wollte demnächst nach Syrien ausreisen, wie Flugtickets belegen.

Ein Jahr lang hat die Polizei die mutmaßliche Terrorzelle beobachtet. Dem Verfassungsschutz zufolge umfasst die salafistische Szene in Deutschland mehr als 43.000 Menschen, wobei rund 260 von ihnen bereit für die Ausführung von terroristischen Aktionen sein dürften.

Wolfsburg für IS bedeutend

Die Razzia in Berlin ist die Fortführung eines groß angelegten Anti-Terror-Einsatzes in ganz Deutschland. Einen Tag zuvor wurde in Wolfsburg ein 26-jähriger Syrien-Rückkehrer verhaftet; der Deutsch-Tunesier soll dort eine Kampfausbildung erhalten haben, anschließend habe er nach Kämpfen Tote und Verletzte von den Schlachtfeldern entfernt. Allein in Wolfsburg dürften rund 50 Islamisten der radikalen Szene angehören, Experten zufolge ist diese Zelle von großer Bedeutung für den IS.

In Pforzheim in Baden-Württemberg wurden indessen die Wohnungen von vier mutmaßlichen Islamisten durchsucht. Medienberichten zufolge wurden die Tschetschenen zuvor an der deutsch-französischen Grenze aufgegriffen. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris wurde nicht bestätigt. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2015)

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