Ungewöhnliche Blickfänge: Zu Gast bei Alexander Bisenz

Was machen die Ideen des Hausherrn auf dem Sofa? Zu Besuch bei Alexander Bisenz, Kabarettist, Künstler – und Innenraumgestalter.

Die Tür des villenartigen Hauses auf einem 2000 m2großen Grundstück in St.Pölten öffnet sich mit einem Summen. Alexander Bisenz mustert seine Gäste mit einem genauen Blick, dann bittet er sie hinein. Der Kabarett-Hardliner und bekennende Nonkonformist trägt lange Haare, Dreitagesbart und Sonnenbrille, der erste Blick in sein Zuhause offenbart penibel aufgeräumte Räume. „Ordnung stabilisiert mich. Würde es in meinem Haus wie in meinem Kopf ausschauen, könnte man nicht bei der Tür hereinkommen“, sagt er.

Wobei gerade in dieser Immobilie die Ideen des Hausherrn Gestalt annehmen, Gedanken zu innenarchitektonischen Elementen werden. Bunt, ungewöhnlich, mitunter überraschend platziert. „Du stehst auf einem echten Bisenz“, sagt Bisenz mit seiner tiefen, rauen Stimme. Er zeigt auf das von ihm gefertigte Mosaik, das wie ein schlanker, in vielen Farben schimmernder Rahmen in den Boden eingearbeitet ist.

Bisenz ist vor etwa 25 Jahren durch Christian Ludwig Attersee zur Malerei gekommen. Er malt mit Acryl und Sand auf Leinen, mit seinem Alter Ego Wurbala macht er auf der Bühne Action-Painting, seit einigen Jahren verschönt er mit seinen Kunstwerken Immobilien.

Farbenfrohe Möbel

Wie das ausschaut, sieht man in seinem mehrere hundert Quadratmeter großen Haus nicht nur am Bodenmosaik. Auf Schränke, Kästen, Badezimmermöbel, Teppiche, Vorhänge hat er seine Malerei aufdrucken lassen. Im Eingangsbereich sind das Leder der Couch und die Pölster farbenfrohe Kunstwerke – ein ungewöhnlicher Blickfang, der zusammen mit dem hellen Steinboden einen satten Kontrast ergibt.

„Leder ist eines meiner Lieblingsmaterialien. Sehe ich auf der Alm eine Kuh, sage ich: ,Wenn du brav bist, machen wir auch so etwas Schönes aus dir‘“, brummt er grinsend. Und fügt hinzu: „Mit Worten male ich gern brachiale Bilder. Beim Malen bin ich weniger gegenständlich.“

Eines der neuesten „Möbelstücke“: 24 Bilder, die er als Alfred Wurbala auf der Bühne gemalt hat, vereint in der multifunktionalen Bisenz-Akustik-Kunstwand. Warum er so viele Punkte und Rundungen auf seinen Bildern und Möbelstücken darstellt? „Es soll anregen, sich die Frage zu stellen: ,Worum kreist mein Leben, meine Gedanken?‘ Aber eigentlich sollte man das nicht überinterpretieren: Entweder es gefällt – oder eben nicht.“ Fakt ist: Man muss den Kabarettisten Bisenz nicht mögen, um an seinen Designideen Gefallen zu finden. Im eleganten Wohnzimmer – Decke holzgetäfelt, Böden aus Steinfliesen sowie aus Parkett – gibt es weitere selbst kreierte Möbelstücke zu sehen, dazwischen der einzig chaotische Bereich des Hauses: sein Schreibtisch. Hier feilt Bisenz an seinem Best-of-Programm, mit dem er derzeit auf Tour ist. Im Keller hängen Goldene Schallplatten und diverse Auszeichnungen an den Wänden.

Eigene Wände als Zuflucht

Gattin Marianne besitzt auch ein eigenes Haus, zusammen wohnen sie einmal hier, einmal dort. Das Anwesen von Alexander Bisenz ist groß, stattlich, von außen mit einem hohen, wandartigen Holzzaun umgeben. Der Weg hierher war schwierig: „Als ich 15 war, starb mein Vater, die Mutter war nicht verfügbar. Wir wurden delogiert, außer Schulden war nichts da. Ich bin ohne Schulabschluss ins Leben gegangen, man hat mir eine grausliche Karriere prophezeit, eine Verbrecherlaufbahn.“ Bisenz schlug sich anders durch, arbeitete im Prater als Geist in der Geisterbahn, trat als Zauberer, Bauchredner, Feuerschlucker auf. Entdeckte sein Talent zur satirischen Stimmenimitation und startete groß durch. Ob er mit 15 zu träumen gewagt hätte, einmal so ein repräsentatives Haus mit Pool und einem „Brainstorming“-Gartenhäuschen zu besitzen? „Ich habe hart gearbeitet“, schmunzelt der Gastgeber, „und alle Schutzengel haben bei mir rund um die Uhr Dienst gemacht.“

Die eigenen vier Wände haben für ihn enorme Bedeutung: „Wenn du einmal obdachlos warst, ist ein kuscheliges Nest extrem wichtig.“ Dass er dieses Nest außergewöhnlich gestaltet, passt ins Bild: „Es wäre gut für die Gesellschaft, wenn sie vielfältiger wäre.“

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