Maximilian Riedel: „Wo es altes Geld gibt, gibt es Neider“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Maximilian Riedel ist nach 15 Jahren im Ausland nach Tirol zurückgekehrt, um das Familienunternehmen Riedel Glas zu leiten. Warum er sich nicht privilegiert fühlt und unbedingt erfolgreicher sein will als sein Vater.

Die Presse: Sie sind seit eineinhalb Jahren wieder zurück in Österreich. Wie fühlt sich das an? Haben Sie sich eingelebt?

Maximilian Riedel: Ich bin wieder in Österreich, weil mein Vater in Pension gegangen ist. Nach fast 15 Jahren New York war der Umzug nach Kitzbühel eine Riesenumstellung. Aber ich habe aufgrund meiner Tätigkeit als Geschäftsführer ohnehin wenig Zeit, mich um persönliche Dinge zu kümmern. Mir fehlt in Tirol aber etwas der Stress und der Druck. Das lähmt ein wenig, aber sonst fühle ich mich sehr wohl. Auch wegen der Nähe zur Familie. Ich bin mit 16 ins Internat gegangen und dann direkt nach Paris, habe also relativ wenig von meiner Familie gehabt.

Warum haben Sie den Schritt ins Ausland gemacht? Wessen Wunsch war das?

Das war der Wunsch der Familie, aber auch mein Wunsch. Ich bin nie zu irgendetwas gezwungen worden. Wenn man sich auf ein weltweites Produkt wie unseres konzentriert, muss man die Welt kennenlernen. Mein Vater und auch meine Mutter haben mich so aufgezogen, dass junge Adler das Nest so schnell wie möglich verlassen sollen. Das hat gefruchtet, bei meiner Schwester und bei mir.

War es von Anfang an klar, dass Sie den Betrieb übernehmen?

Nein. Wir sind ein Generationenunternehmen. Ich bin damit aufgewachsen, irgendwann in den Betrieb einzusteigen. Mein Vater hat es in den Raum gestellt, ob die Firma von meiner Schwester oder mir geführt werden soll. Dadurch ist natürlich Konkurrenz entstanden. Das hat so weit geführt, dass meine Schwester gesagt hat, sie möchte ihren Bruder nicht brechen. Sie hat sich zurückgezogen, es gab andere Dinge, die sie interessierten. Sie ist eine der jüngsten Anwälte Österreichs geworden.

War es Ihr eigener Wunsch, im Familienunternehmen zu arbeiten?

Ich bin so erzogen worden.

Das heißt nicht, dass man dem Wunsch der Eltern immer entsprechen muss.

Wenn Sie mich in den sozialen Netzwerken verfolgen würden, würden Sie sehen, dass ich ein wunderbares Leben leben darf. Meine Industrie ist Essen und Trinken. Das bringt die Menschen zusammen. Ich lebe meinen Traum. Was gibt es Schöneres als Glasmacher zu sein?

Ist es für Sie eine Bürde, die Tradition fortzusetzen?

Leicht ist es nicht, wenn der Chef der Vater oder die Mutter ist. Man glaubt immer, man bekommt es geschenkt und muss nichts dafür tun. Aber wenn es sich um einen Weltkonzern mit 1200 Angestellten handelt, dann dürfen Sie kein Mitläufer sein. Dann müssen Sie ein Führer sein.

Sie haben für Riedel das Geschäft in den USA aufgebaut. Wollten Sie beweisen, dass Sie es auch ohne Eltern schaffen?

Ich bin mit 23 Jahren Geschäftsführer geworden und habe circa zehn Millionen Dollar verantwortet. Es ist mir gelungen, das in kürzester Zeit zu versechsfachen. Nichts beweist besser als Leistung. Heute sind die USA unser größter Absatzmarkt.

Haben Sie jemals daran gedacht, was passiert wäre, wenn Sie gescheitert wären?

An Scheitern denkt man als Entrepreneur nie.

Ging es Ihnen auch darum, sich selbst etwas zu beweisen?

Mit 23 geht es vor allem um eines: Du musst eine Hetz haben, es muss dir gut gehen. Sonst tust du es nicht. In den USA hat der Wein angefangen zu boomen, und wir sind mit der Weinwelle mitgeschwommen.

Ist es dort leichter, Geschäfte zu machen, als hier?

Gar nicht, es ist das Schwierigste, würde ich sagen. Jeder will in den USA landen. Dafür akzeptiert man, dass auch ein junger Mensch eine gute Idee haben kann.

Ist es Ihnen wichtig, erfolgreicher zu sein als Ihr Vater?

Logisch. Das ist doch das Ziel Nummer eins in einem Generationenunternehmen.

Wie schwer ist es heute, mit Gläsern Geld zu verdienen? Ihre Gläser tauscht man ja nicht alle zwei Monate aus.

Schwer, deshalb liebe ich Amerika. Dort zieht der Durchschnittsbürger mindestens drei Mal um und lässt alles zurück. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ein T-Shirt weggeworfen habe, weil es kaputt war. Das Gleiche sollte in meiner Branche passieren, leider habe ich das bisher noch nicht geschafft.

Sind Ihre Gläser überhaupt etwas für die breite Masse?

Für mich ist Wein ein Teil des Allgemeinwissens. Wenn ich mit jemandem zusammensitze, der den Unterschied zwischen Pinot Noir und Cabernet nicht kennt, weiß ich nicht, ob wir uns auf dem gleichen Niveau unterhalten können.

Schmeckt ein Drei-Euro-Wein im 20-Euro-Glas besser?

Der Test wurde sogar gemacht - mit Tetrapak-Wein in Riedel-Gläsern und Wein aus Bordeaux in anderen Gläsern. Im Schnitt erhielt der Tetrapak-Wein mehr Punkte.

Und das lag am Glas?

Ja, aber auch an der Qualität des Weines im Tetrapak. Es gibt kaum mehr grauslichen Wein.

Aber schlechte Gläser?

Viele.

Wie viel muss ein gutes Glas kosten?

Bei uns fängt es bei neun Euro an, und es geht bis 100 Euro. Der Unterschied liegt darin, dass das eine von Hand gemacht ist.

Welche Bedeutung hat Geld für Sie?

Ich möchte es nicht missen. Wie viel ich auf dem Konto habe, berührt mich aber weniger. Es gibt Ziele, auf die ich hinsparen muss. Aber ein gewisser Status erlaubt Ihnen, mit Menschen zu verkehren, die Ihnen Türen öffnen. Je bekannter man ist, umso mehr Türen öffnen sich. Wenn ich mir ein neues Auto kaufe, gehe ich nicht zum Händler. Ich gehe zum Vorstand, der mir einen Riesendiscount gibt. Wenn ich das Auto dann verkaufe, habe ich kein Geld verloren.

Das heißt, Sie können sogar noch etwas sparen, wenn Sie sich einen Porsche kaufen?

Ich würde mir nicht einfach so einen Porsche kaufen. Aber wenn ich jemanden kenne, der mir von Haus aus 30 Prozent Rabatt gibt, dann verliere ich dabei nichts, dann leiste ich mir das.

Was für ein Auto fahren Sie?

Autos sind meine Passion, ich habe mehrere und ich handle gern damit: Man hat ein Ziel, man erreicht es, und dann wird einem irgendwann langweilig damit, und man wird sie wieder los.

Sparen Sie derzeit auf etwas?

Ja, auf eine Uhr. Das setzt man sich als Ziel und legt immer wieder Geld weg. Es gibt nichts Schöneres als die Vorfreude, die einen beflügelt. Und man bleibt auch normal.

Würden Sie sich als reich bezeichnen?

Reich ist der, der glücklich ist. Und glücklich bin ich.

Als privilegiert?

Nein, ich habe mir alles hart erarbeitet.

Gibt es in Österreich viele Neider?

Überall, wo es altes Geld gibt, gibt es Neider. In den USA ist das anders. Wenn Sie dort mit dem Sportwagen in die Arbeit fahren, dann bekommen Sie einen erhobenen Daumen – und nicht einen Schlüsselkratzer in der Tür.

Trinken Sie eigentlich auch Wein aus dem Plastikbecher?

Ja, im Fußballstadion. [ Fabry ]

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