Teurer Franken: Ansturm der Schweizer

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Die Aufhebung der Eurobindung zeigt erste Folgen. In Vorarlbergs größtem Einkaufszentrum, im Messepark Dornbirn, war etwa jeder zweite Kunde ein Schweizer.

Dornbirn/Wien. Die Freigabe des Franken-Kurses durch die schweizerische Notenbank hat am Wochenende mehr Schweizer als sonst nach Vorarlberg gelockt, die dort günstig einkaufen wollen. In Vorarlbergs größtem Einkaufszentrum, im Messepark Dornbirn, war etwa jeder zweite Kunde ein Schweizer, schätzte Hannes Tratter vom Supermarkt Interspar.

Der Schweizer Tourismus stöhnt über den Schritt und berichtet über erste Stornierungen. „Die Telefone haben sofort aufgehört zu läuten, und vor allem sind die Online-Reservierungen plötzlich ausgeblieben“, erzählte Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus.

Sogar der alpine Skizirkus war betroffen, der am Wochenende in Wengen Station gemacht hat. Die ohnehin bereits hohen Hotel- und Restaurantpreise sind quasi über Nacht noch einmal in neue Sphären vorgestoßen. Eine Pizza plus Getränk kostet in Wengen mittlerweile 50 Euro. Das Weltcup-Organisationskomitee musste einschreiten um sicherzustellen, dass den Teams nur die Kosten entstehen, mit denen sie vor der Aufhebung der Eurobindung budgetiert haben.

Hedgefonds muss schließen

In den USA hat ein großer Hedgefonds nach der überraschenden Freigabe des Franken-Kurses nahezu sein gesamtes Kapital verloren und wird deswegen geschlossen. Der Global Fund von Everest Capital habe darauf gesetzt, dass der Franken an Wert verliere, zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg eine mit dem Vorgang vertraute Person. Doch das Gegenteil passierte nach dem Aus für den Mindestkurs.

Der Fonds hatte Ende 2014 ein Vermögen von etwa 830 Millionen Dollar. Dieses Geld dürfte jetzt weg sein. Everest Capital verwaltet noch sieben andere Fonds mit insgesamt 2,2Milliarden Dollar. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2015)

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