Schweizer Weinimporteure stoßen auf Franken-Hoch an

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Während der Franken hochschießt, ziehen Importeure und Konsumenten in der Schweiz einen Nutzen aus ihren Einkaufstouren in den Nachbarländern.

Als der Weinimporteur Axel Caubet von einem Kunden erfuhr, dass der Schweizer Franken-Deckel gekippt wurde, machte er sich sofort auf den Weg zur nächsten Wechselstube. Der überraschende Schritt der Schweizerischen Nationalbank, der vergangene Woche die Aktien- und Devisenmärkte aufgemischt hatte, war für den Unternehmer aus Genf ein Glücksfall. Caubet zahlt für die Kisten grasigen Sancerres aus dem französischen Loire- Tal und kräftigen Barolos aus der italienischen Region Piemont in Euro. Seine Kunden, eine Mischung aus Restaurants, Weinläden und Privatpersonen in der Region um den Genfer See, bezahlen ihn jedoch in Franken.

“Für mich und mein Geschäft ist das eine gute Gelegenheit”, erklärt der 34-Jährige im Interview mit Bloomberg News vor einer Wechselstube auf der Genfer Einkaufsstraße Cours de Rive. Der gebürtige Franzose lebt in der Schweiz, wo sein Weinvertrieb etwa 300 Flaschen pro Monat verkauft.

Kunden stürmten französische Weinläden

Als sich der Franken das letzte Mal im August 2011 der Parität zum Euro genähert hatte, war Marianne Fredriksson im Urlaub. Die ausgebildete Sommelière leitet einen der drei französischen Weinläden von Vinotheque hinter der Grenze bei Genf. Zum Glück hielt in dem Monat aber ein einsamer Angestellter die Stellung, als Kundenmassen aus der Schweiz den Laden stürmten und Saint-Emilion sowie andere Bordeaux-Weine zu den neu entstandenen Schnäppchenpreisen aufkauften.

“Das hat unsere Lager großer Bordeaux und anderer hochwertiger Weine leergefegt”, sagt Fredriksson telefonisch aus der Vinotheque du Léman in Saint-Genis Pouilly, die weniger als zwei Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt. Nach dem SNB-Schritt vergangener Woche werden “die Umsätze wahrscheinlich explodieren”.
Die drei Vinotheque-Läden verkaufen zusammen 350.000 Flaschen pro Jahr, erklärt Jean-Christophe Boudot, der den Laden des Unternehmens in Ferney-Voltaire führt. Etwa 55 Prozent der Kunden sind seinen Angaben zufolge Schweizer.

Preissenkung in Aussicht gestellt

Während der Franken hochschießt, ziehen Importeure und Konsumenten in der Schweiz einen Nutzen aus Einkaufstouren in den Nachbarländern wie Frankreich, Deutschland und Italien. Das ermöglicht ihnen, die notorisch hohen Preise in der Schweiz zu umgehen. In Genf, das Privatbanker, Rohstoffhändler und Diplomaten beheimatet, kostete ein Club-Sandwich im vergangenen Jahr 32,60 Dollar, was es laut Hotels.com zum teuersten Club- Sandwich weltweit machte.

Der Weinimporteuer Caubet erwartet aber nicht, dass der Geldsegen durch die Franken-Rally ewig anhalten wird. “Wenn das über einen längere Zeitraum so bleibt, werden ich wohl meine Preise senken müssen”, sagt er. “Sonst wäre das schon ein wenig frech.”

Weinkonsum der Schweizer zeigt nach oben

Die Eidgenossen haben ihren Weinkonsum 2013 um zwei Prozent auf 273 Millionen Liter gesteigert, während der Weingenuss in Frankreich stagnierte, zeigen staatliche Zahlen. Von dem Gesamtvolumen kamen etwa 60 Prozent von ausländischen Winzern, der Rest aus Schweizer Trauben.

Die Einzelhändler in der Schweiz bereiten sich auf niedrigere Umsätze vor, während die Käufer aus der Eidgenossenschaft über die Grenzen strömen - im Norden nach Deutschland, im Osten nach Österreich, im Süden nach Italien und im Westen nach Frankreich. Schweizer Verbraucher haben 2013 bereits etwa zehn Milliarden Franken im Ausland ausgegeben, zeigen Daten des Marktforschers GfK.

 

(Bloomberg)


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