Die Zahl der Arbeitslosen wird nach Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation bis 2019 um weitere elf Millionen anwachsen.
Genf. Die weltweite Zahl der Arbeitslosen wird nach Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weiter wachsen. Im Jahr 2019 werde es rund 212 Millionen Menschen ohne Arbeit geben, heute seien es 201 Millionen, teilte die UN-Sonderorganisation am Dienstag in Genf mit. Seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 seien weltweit 61 Millionen Jobs verschwunden.
Während sich die Beschäftigungslage in den USA und Japan inzwischen verbessert habe, sei sie „insbesondere in Europa“ weiter schwierig. Besonders stark betreffe die Krise junge Menschen zwischen 15 und 24, schrieb die ILO in ihrem Arbeits- und Sozialbericht 2015. Global gesehen liege die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen bei fast 13 Prozent – ein weiterer Anstieg wird für die nächsten Jahre erwartet. Ältere Arbeitnehmer hätten die Finanzkrise besser überstanden.
Jeder Zweite arbeitet prekär
Prekäre Arbeitsverhältnisse sieht die ILO weltweit auf dem Rückzug. „Dennoch ist es nicht akzeptabel, dass mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit keinen Zugang zu sozialer Basisversorgung und menschenwürdiger Arbeit haben“, erklärte Generaldirektor Guy Ryder. „Besonders gravierend trifft dies für Frauen zu.“ Den ILO-Angaben zufolge leben drei Viertel der prekär Beschäftigten in Südasien und in Afrika südlich der Sahara.
Die Organisation sieht außerdem die Erholung von der Finanzkrise durch „wachsende Ungleichheit sowie unsichere Aussichten für Unternehmensinvestitionen“ erschwert. Weltweit hätten die reichsten zehn Prozent 30 bis 40 Prozent des gesamten Einkommens. Auf die ärmsten zehn Prozent entfielen lediglich zwei bis sieben Prozent des Gesamteinkommens. „In einigen Industrieländern erreicht die Einkommensungleichheit bereits das Niveau einiger Schwellenländer“, erklärte Ryder.
Was die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen angeht, identifizierte die Organisation zwei Trends: Einerseits steige der Bedarf an niedrig qualifizierten Arbeitskräften, etwa im Bereich Sicherheit und Pflege. Andererseits würden auch mehr Hochqualifizierte gebraucht, unter anderem in der elektronischen Datenverarbeitung und den Rechtswissenschaften. (AFP/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2015)