Argentinien: Keine Schmauchspuren an Händen Nismans

In Buenos Aires und mehreren anderen Städte des Landes gingen am Montagabend tausende Menschen auf die Straße, um Aufklärung zu fordern.
In Buenos Aires und mehreren anderen Städte des Landes gingen am Montagabend tausende Menschen auf die Straße, um Aufklärung zu fordern.(c) APA/EPA/Ivan Fernández
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Die Todesumstände des argentinischen Staatsanwalts bleiben vorerst ungeklärt. Die Obduktion schloss Fremdeinwirken aus.

Die Gerichtsmediziner haben keine Schmauchspuren an den Hände des durch einen Kopfschuss ums Leben gekommenen argentinischen Sonderstaatsanwaltes Alberto Nisman gefunden. Das sagte Staatsanwältin Viviana Fein am Dienstag dem Radiosender Mitre in Buenos Aires.

Allerdings seien die entnommenen Proben sehr klein gewesen. Das negative Resultat schließe nicht aus, dass Nisman selbst geschossen habe.

Die Obduktion seines Leichnams hatte zuvor Fremdeinwirkung ausgeschlossen, doch die Staatsanwaltschaft will weiter wegen möglicher Anstiftung zum Selbstmord ermitteln, hieß es. Kirchner äußerte sich am Montagabend (Ortszeit) zu dem Fall. Der Tod Nismans habe "Bestürzung und Fragen" ausgelöst.

Schmauchspuren entstehen als Rückstände des Mündungsfeuers einer Schusswaffe und lassen Rückschlüsse auf denjenigen zu, der die Waffe abfeuerte. Nisman wurde am Sonntag tot in seiner Wohnung in Buenos Aires aufgefunden. Der 51-Jährige starb durch einen Kopfschuss aus einer Pistole des Kalibers 22. Die Waffe hatte sich Nisman erst kurz zuvor von einem Mitarbeiter besorgt.

Kopfschuss

Der Sonderstaatsanwalt untersuchte die Hintergründe des Attentats auf das jüdische Gemeindehaus Amia, bei dem vor 21 Jahren in Buenos Aires 85 Menschen ums Leben kamen. Nisman wurde am Sonntagabend tot in seiner Wohnung in Buenos Aires aufgefunden.

Der Ermittler hatte vorige Woche Anklage gegen Kirchner und Außenminister Hector Timerman erhoben und ihnen vorgeworfen, sie wollten die Vorgänge um den Anschlag vom 18. Juli 1994 verschleiern und die Verfolgung mutmaßlicher iranischer Drahtzieher verhindern. Hintergründe seien die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Argentinien und dem Iran gewesen. Die Regierung gab am Montag Order an die Geheimdienste, Informationen zugänglich zu machen, die Nisman vor seinem Tod gefordert hatte. Dabei geht es auch um Namen von Agenten, die bei der Verschleierung mitgeholfen haben sollen.

"Ich bin Nisman"

In Buenos Aires und mehreren anderen Städte des Landes gingen am Montagabend tausende Menschen auf die Straße, um Aufklärung zu fordern. Sie trugen Plakate mit sich, auf denen "Yo soy Nisman" ("Ich bin Nisman") zu lesen war. Die Menschen versammelten sich unter anderem am Plaza de Mayo in Buenos Aires, wo einige Demonstranten versuchten, Absperrgitter zum Präsidentenpalast umzuwerfen. Die Polizei verstärkte daraufhin die Einsatzgruppen.

Kirchner äußerte sich am Montag in einem langen Brief zu dem Fall, der unter anderem via Twitter abgerufen werden konnte. Das Schreiben trug den Titel: "Amia. Abermals: Tragödie, Verwirrung, Lügen und Fragen". Kirchner fragte mit Blick auf den Tod des für den Anschlag auf das jüdische Amia-Zentrum zuständigen Staatsanwaltes Nisman: "Was war es, das einen Menschen zu der furchtbaren Entscheidung bringt, aus dem Leben zu scheiden?"

(APA/dpa)

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