Boko-Haram-Führer: "Fordere euch heraus, mich anzugreifen"

Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau.
Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau.(c) Reuters
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Die Extremistengruppe bekennt sich zu dem verheerenden Angriff auf die nigerianische Stadt Baga und droht auch den Nachbarländern.

Die Extremistengruppe Boko Haram hat sich zu dem verheerenden Angriff auf die nigerianische Stadt Baga bekannt und mit weiteren Attacken gedroht. Das Volk von Baga sei "umgebracht" worden, sagte ihr Anführer, Abubakar Shekau, in einem Video, das am Dienstagabend ins Internet gestellt wurde. Darin sprach er Drohungen gegen Nigerias Nachbarländer aus, die derzeit über eine gemeinsame Truppe gegen Boko Haram beraten. Shekau forderte sie heraus ihn anzugreifen.

"Wir haben sie in der Tat getötet, so wie unser Gott es in seiner Heiligen Schrift angeordnet hat", fuhr Shekau umringt von acht maskierten Schwerbewaffneten in dem 35-minütigen Video fort. Das sei außerdem erst der Anfang gewesen. "Wir werden nicht aufhören. Ihr werdet schon sehen." Das Video wurde auf der Plattform YouTube veröffentlicht, gleichzeitig blieb aber unklar, wann und wo genau es aufgenommen wurde.

Hunderte Menschen in Baga getötet

Bei dem schweren Angriff auf Baga und Umgebung waren Anfang Jänner Schätzungen zufolge hunderte Menschen getötet worden, möglicherweise deutlich mehr. Genaue Angaben liegen nicht vor. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte den Angriff als die bisher "größte und zerstörerischste" Attacke bezeichnet, die Boko Haram jemals verübte. Vor dem Hintergrund zahlreicher Augenzeugenberichte ist das Bekenntnis von Boko Haram indes wenig überraschend.

Baga liegt im Staat Borno im Nordosten von Nigeria am Tschad-See. Sicherheitsanalysten sehen in der Eroberung von Baga einen strategischen Erfolg für die Gruppe, die demnach als nächstes Bornos Hauptstadt Maiduguri ins Visier nehmen könnte. Experten befürchten, Boko Haram könnte die Stadt, in der sich die Organisation einst gründete, zum Zentrum eines islamischen Gottesstaates machen wollen, den sie errichten will. Seit einigen Wochen stößt die Miliz auch vermehrt nach Kamerun vor.

"Unfähigkeit zu robuster Reaktion"

Im Niger hatten am Dienstag Vertreter mehrerer afrikanischer Staaten über den Aufbau einer gemeinsamen Truppe gegen Boko Haram beraten. Die Ausbreitung der jihadistischen Miliz in Nigeria und darüber hinaus "spiegelt unsere Unfähigkeit zu einer robusten Reaktion wider", beklagte Nigers Außenminister Mohammed Bazoum zur Eröffnung der Konferenz in der Hauptstadt Niamey. Der Tschad hatte vor wenigen Tagen bereits erste Soldaten in Richtung Kamerun und Nigeria in Bewegung gesetzt, um die gewaltbereiten Islamisten zu bekämpfen.

Boko-Haram-Anführer Shekau wandte sich in dem Video auch an die Nachbarländer Nigerias, an die "Könige von Afrika": "Ich fordere euch heraus, mich anzugreifen. Ich bin bereit." Den Präsidenten des Niger, Mahamadou Issoufou, warnte er unter anderem vor Mitleid mit Frankreich nach den Terroranschlägen von Paris. Begleitet von Freudenschüssen verbrannte Shekau in dem Video außerdem die nigerianische Flagge und schwenkte eine schwarze islamistische Fahne.

Kampf für Errichtung eines Gottesstaats

Boko Haram kämpft seit rund sechs Jahren gewaltsam für die Errichtung eines Gottesstaats. Die jüngsten Angriffe werden auch als Versuch gewertet, die im Februar anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Nigeria zu gefährden.

(APA/AFP)

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