Houellebecq: "Gesellschaft ohne Religion überlebt nicht"

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Die Attentäter von Paris seien "Kämpfer, die ein sehr klares Ziel verfolgen", sagte Schriftsteller Michel Houellebecq bei der Präsentation seines neuen Buchs in Köln.

Die Attentäter von Paris sind nach Ansicht des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq keine Dämonen. "Sie sind Kämpfer, die ein sehr klares Ziel verfolgen", sagte der Autor der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". Er könne sich vorstellen, ein Buch über sie zu schreiben: "Zumindest würde ich besser über sie schreiben als die Journalisten, die sie zu Dämonen erklären."

In seinem Roman "Unterwerfung" schildert Houellebecq, wie Gleichgültigkeit und Desinteresse des etablierten Bürgertums der extremen Rechten und dem Islamismus in die Hände spielen. Er nehme damit "den Bürgerkrieg, der in Frankreich gerade beginnt", vorweg, meint der Autor im "Zeit"-Interview. Er könne sich auch vorstellen, dass die Identitären zu gewalttätigen Aktionen übergehen. 

"Jedes Mal, wenn ich auf eine Beerdigung gehe, spüre ich, das der Atheismus unserer Gesellschaften unerträglich geworden ist. Eine Gesellschaft ohne Religion ist nicht überlebensfähig", findet der Autor.

Den Quell des Übels sieht Houellebecq im Nahost-Konflikt: "Wenn der Palästina-Konflikt erst einmal gelöst ist, werden sich die drei großen Religionen arrangieren."

Houellebecq hatte "Unterwerfung" am Montag in Köln vorgestellt. Es war sein erster öffentlicher Auftritt nach den Anschlägen in Paris, bei denen islamistische Terroristen 16 Menschen töteten. Eines der Attentate galt dem Satiremagazin "Charlie Hebdo". Dort wurden am selben Tag 12 Menschen ermordet, als Houellebecqs Roman erschien. Er war auch Thema im Magazin.

(APA)

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