Zwei Jahrzehnte lang bestimmte Abdullah Bin Abdulaziz die Geschicke Saudiarabiens. Während der zehn Jahre als Regent unter dem greisen König Fahd profilierte er sich als vorsichtiger Reformer. Nachdem er im August 2005 selbst den Thron bestiegen hatte, verwaltete er jedoch nur noch den stockkonservativen Stillstand im wahhabitischen Königreich.
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Keine Frauen am Steuer, Hinrichtungen am laufenden Band und 1000 Stockschläge für einen Blogger, der sich für Meinungsfreiheit und die Gleichberechtigung der Religionen eingesetzt hatte: Im Bereich der Menschenrechte blieben Abdullahs Reformansätze genauso eine Schimäre wie die Dialogbemühungen des nach ihm benannten Abdullah-Zentrums, das im Jahr 2011 mit saudischem Geld in Wien gestiftet wurde.
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Als Regent hatte der im Jahr 1923 geborene Abdullah zaghafte Reformansätze in der absoluten Monarchie vorangetrieben und setzte sich unter anderem für die Einführung von Teilwahlen von Gemeinderäten und eine allmähliche Vergrößerung des Nationalen Konsultativrates ein, dessen Mitglieder weiterhin vom König ernannt werden. Zudem bemühte er sich, die hauptsächlich vom Öl abhängige Wirtschaft für ausländische Investitionen, etwa im Gassektor, zu öffnen.
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Außenpolitisch widmete sich Abdullah trotz seines Rufes, stärker als sein Halbbruder Fahd ein arabischer Nationalist zu sein, verstärkt dem Kampf gegen Extremisten und der Verbesserung der Beziehungen zu den USA, die seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA stark belastet waren.(Am Bild mit US-Präsident Barack Obama)
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Das Erstarken des islamistischen Extremismus im eigenen Land, das in den al-Qaida-Bombenanschlägen in der Hauptstadt Riad im Jahr 2003 seinen vorläufigen Höhepunkt fand, führte zu einem bis dahin beispiellosen Vorgehen gegen militante Gruppen. Jüngst bezog Saudiarabien auch deutlich Stellung gegen die Extremisten des "Islamischen Staates" (IS), die es zuvor mit seiner Unterstützung des Aufstandes gegen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad indirekt großgezogen hatte.(Bild: König Abdullah mit Bashar al-Assad)
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Abdullahs Regentschaft endet mit einem dramatisch gesunkenen Ölpreis, einer erstarkten jihadistischen Bedrohung und vor allem der Annäherung zwischen den USA und Riads Erzfeind Iran. Der zaghafte Monarch hinterlässt ein unter Druck geratenes Königreich, das möglicherweise sein Heil in einer auch außenpolitisch aggressiveren Politik suchen könnte, nachdem die Zügel innenpolitisch jüngst wieder stärker angezogen wurden.
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In den Geschichtsbüchern wird Abdullah wohl am ehesten mit einer Initiative vermerkt sein, die heute fast schon utopisch wirkt. Im Jahr 2002 konnte er alle Staaten der Arabischen Liga für eine Nahost-Friedensinitiative gewinnen, die Israel normale diplomatische Beziehungen im Gegenzug für einen Abzug aus den Palästinensergebieten in Aussicht stellte.
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Der zaghafte Monarch
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