Fischer preist verstorbenen Abdullah als "großen Staatsmann"

Sorgt für Irritationen: Abdullah-Zentrum in Wien
Sorgt für Irritationen: Abdullah-Zentrum in WienAPA
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Österreichs Bundespräsident kondoliert nach dem Ableben des saudischen Königs. Wegen des Streits um das Abdullah-Zentrum in Wien liegt derzeit ein Schatten über den österreichisch-saudischen Beziehungen.

Bundespräsident Heinz Fischer hat nach dem Ableben des saudiarabischen Königs Abdullah in einem Schreiben an das neue saudische Staatsoberhaupt König Salman seine "tiefe Anteilnahme" zum Ausdruck gebracht. Abdullah werde als "großer Staatsmann in Erinnerung bleiben", hieß am Freitag in einer Aussendung des Bundespräsidenten. Abdullah habe "wesentlich zu der beeindruckenden Entwicklung des Landes beigetragen", so Fischer.

Zuletzt hing aber ein Schatten über den Beziehungen zwischen Österreich und Saudiarabien: Der verstorbene saudische Monarch war der Namensgeber des umstrittenen König Abdullah-Dialogzentrums (KAICIID) in Wien, um das derzeit eine heftige innenpolitische Diskussion tobt. Bundespräsident Fischer hat sich dafür ausgesprochen, dass das Zentrum weiterarbeitet. Bundeskanzler Werner Faymann und die Spitzen der SPÖ sind jedoch für eine rasche Schließung des KAICIID. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) will noch bis Mitte des Jahres warten und das Dialogzentrum "neu aufstellen".

Auspeitschung Badawis erneut ausgesetzt

Das Zentrum war 2012 von SPÖ und ÖVP beschlossen worden und soll dem interreligiösen Dialog dienen. Am KAICIID sind Saudiarabien, Österreich, Spanien und der Vatikan beteiligt. Die Finanzierung kommt von den Saudis. Grüne und FPÖ waren von Anfang an strikt gegen das Projekt.

Ins Fadenkreuz der Kritik ist das Abdullah-Zentrum nun wegen der Verurteilung des kritischen saudischen Bloggers Raif Badawis zu zehn Jahren Haft, einer hohen Geldstrafe und insgesamt 1000 Peitschenhieben geraten. Der Blogger hatte die saudische Führung kritisiert und war unter anderem für die Gleichheit aller Religionen eingetreten. Vor zwei Wochen hatte er die ersten 50 Hiebe erhalten. Eine für heute, Freitag, geplante Auspeitschung wurde ausgesetzt.

"Gott vergebe König Abdullah"

Über das Twitter-Konto des inhaftierten Bloggers wurde zum Tod Abdullahs folgender Kommentar verbreitet: "Gott vergebe ihm und sei ihm gnädig."

Die österreichischen Grünen haben am Freitag bereits zum dritten Mal eine Mahnwache für die Freilassung Badawis vor dem Abdullah-Zentrum in Wien veranstaltet.

Das KAICIID pries den verstorbenen saudischen Monarchen in einer Aussendung als "Dialogvisionär". In dem Text wird Abdullah als "Seine Majestät, der Wächter der zwei heiligen Moscheen von Mekka und Medina" tituliert. Er sei "ein renommierter religiöser Führer" gewesen, ein "engagierter Friedensinitiator und ein standhafter Advokat für den Dialog zwischen Menschen von verschiedenen Religionen und Kulturen, um tiefes Verständnis und Respekt füreinander zu fördern".

(APA/w.s.)

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