Die Sojabohne auf der Weltausstellung

Soja  als �Wunderbohne�
Soja als �Wunderbohne�(c) APA
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Ein Agrarprofessor hat Soja schon im 19. Jahrhundert in Österreich angebaut.

Die Sojabohne hat in Österreich Tradition – genau genommen seit 1873. Damals hat nämlich ein gewisser Friedrich Haberlandt, Professor an der damaligen Universität für Bodenkultur, die Sojabohne auf der Weltausstellung in Wien entdeckt. Und seitdem hat ihn die Pflanze mit ihrer jahrtausendealten Geschichte nicht mehr losgelassen.

„Haberlandt hat großartige Grundlagenforschung betrieben und die Pflanze systematisch angebaut“, sagt Christian Krumphuber, Leiter der Abteilung Pflanzenproduktion in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und hierzulande so etwas wie ein Sojaexperte.

Nach Europa gekommen ist die Sojabohne übrigens im 18.Jahrhundert, als ein Offizier ein paar Samen von seinen Reisen mitgenommen und anschließend „als Kuriosität in einem botanischen Garten im damaligen Preußen gepflanzt hat“, so Krumphuber. Haberlandt hat die Pflanze nicht nur angebaut, sondern auch Sorten entwickelt, die dann wiederum die Amerikaner im 20.Jahrhundert für sich entdeckt haben. „Diese Sorten waren ein Teil des amerikanischen Aufbaus der Sojaproduktion“, sagt Krumphuber.

Allerdings ist der findige Agrarwissenschaftler 1878 recht plötzlich verstorben und mit ihm, zumindest hierzulande, die Sojabohne in Vergessenheit geraten.

Wiederentdeckt in den 1990ern

Es dauerte gut 100 Jahre, bis die Österreicher die Sojabohne erneut für sich entdeckt haben. „Da muss ich die Oberösterreicher schon hervorheben, wir waren früh dran und haben Ende der 1980er-Jahre mit dem Sojaanbau begonnen“, so Krumphuber. In den Daten der Statistik Austria taucht die Sojabohne erstmals 1990 mit einer Produktionsmenge von 17.658Tonnen pro Jahr auf. Mittlerweile hat sich die Zahl auf 118.132 Tonnen gesteigert.

Heute zählt Österreich zum viertgrößten Sojaproduzenten Europas, wobei die Hauptanbaugebiete im Burgenland und in Oberösterreich liegen. In Teilen Niederösterreichs und auch Kärntens wird ebenso Soja angebaut. Da die Sojabohne eine wärmeliebende Pflanze ist, aber auch nicht allzu viel Trockenheit verträgt – vor allem im Sommer –, ist der Anbau nicht überall möglich.

Während weltweit Soja in erster Linie als Futtermittel angebaut wird, wird hierzulande ein hoher Anteil für den Speisebereich produziert. Krumphuber schätzt den Anteil auf ein Drittel bis 40 Prozent, während international rund 90Prozent des Soja als Futtermittel angebaut werden. Mittlerweile habe sich Soja in Österreich ganz gut etabliert, für Landwirte sei die Pflanze längst kein Neuland mehr. „Wir bewirtschaften 44.000 Hektar, Oberösterreich und das Burgenland davon allein je 13.000 Hektar. So viel hat Deutschland insgesamt“, sagt Krumphuber. Und: Dass das in Österreich angebaute Soja GVO-frei, also kein genetisch veränderter Organismus, ist, kommt den Sojabauern auch beim Export besonders zugute. Krumphuber kann sich vorstellen, dass die Anbauflächen noch auf 50.000 bis 70.000 Hektar ausgeweitet werden, dann sei aber das Potenzial ausgeschöpft.

Anbau in Europa nimmt zu

Auch im Rest der EU wird wohl vermehrt Soja angebaut werden. Immerhin will die EU die Exporte zurückdrängen. Ganz wird darauf aber nicht zu verzichten sein. „Europa hat das traditionelle Problem, dass es zu wenige Eiweißfrüchte und zu viel Getreide gibt. Das liegt einfach am Standort“, sagt Martin Bäck, ebenfalls von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Während weltweit rund 300 Millionen Tonnen Soja produziert werden, sind es in der EU nur eine Million Tonnen. Beim Getreide liegt das Verhältnis bei 2,46 Milliarden Tonnen weltweit zu 320 Millionen Tonnen in der EU.

Dass die Österreicher bei der Produktion – und mittlerweile auch Verarbeitung – von Soja, recht fleißig sind, liegt aber weniger daran, dass so viel Tofu gegessen wird. Natürlich hat Sojamilch – Stichwort Laktose – an Bedeutung gewonnen. Vielmehr dürfte aber die Tatsache, dass sich die Frucht sowohl für Viehfutter als auch für den Speisebereich eignet und die Pflanze doch recht genügsam ist, als entscheidend erwiesen haben.

Weltweit geht die Geschichte der Sojabohne übrigens wesentlich weiter als bis ins 19.Jahrhundert zurück. In China soll sie bereits 1700 v. Chr. angebaut worden sein. Und: Mit der viel zitierten Sojasprosse hat die Sojabohne übrigens nichts zu tun. Die sogenannte Sojasprosse stammt nämlich meist von der Mungbohne ab – und diese hat wiederum eine andere Geschichte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2015)

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