Holocaust: Gemeinsame Erklärung von IKG und Aleviten

Erinnerung an Holocaust-Opfer
Erinnerung an Holocaust-Opfer REUTERS
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Man müsse Traditionen hinterfragen, um sich "von menschenverachtenden, aus dem Kontext gerissenen theologischen Inhalten klar zu distanzieren".

Die Israelitische Kultusgemeinde, die Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft und die Türkische Kulturgemeinde haben eine gemeinsame Erklärung zum Holocaust-Gedenktag verfasst. Man müsse theologische Traditionen kritisch hinterfragen, um sich "von menschenverachtenden und meist politisch motivierten und aus dem historischen Kontext gerissenen theologischen Inhalten klar zu distanzieren".

Den Religionsverantwortlichen komme eine besondere Bedeutung zu, weil sie besondere Akzente für den Frieden setzen könnten - und zwar "mit Besinnung auf den Kern aller Religionen zum Schutz der Menschenwürde", wie es in der am Montag veröffentlichten Erklärung hieß. Anlass für das Schreiben ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der am 27. Jänner, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945 begangen wird.

Christliche Religionsgemeinschaften hätten Antisemitismus längst thematisiert, scharf verurteilt und bereits wesentliche Schritte zur Überwindung dieses Erbes gesetzt, so die Verfasser. "Im islamischen Raum und unter den hier wohnenden Muslimen in Europa verzeichnet man in letzten Jahrzehnten bedauerlicherweise eine dramatische Steigerung des Judenhasses", wie es auf Verweis auf Anschläge sowie Umfragen heißt.

Blick über Tellerrand: "In Österreich sind Akzente zu setzen"

Spannungen in anderen Teilen der Welt dürften nicht nach Österreich importiert werden, so die Unterzeichner. "Ganz im Gegenteil: In Österreich sind Akzente zu setzen, die zeigen sollen, dass Frieden und Solidarität unter den Religionen möglich ist. Die Muslime unter uns verwehren sich dagegen, dass Verse ihres heiligen Buches - des Korans - dazu benutzt werden, gegen andere Religionen, wie das Judentum oder das Christentum, zu hetzen." Vielmehr genieße das Judentum wie auch das Christentum besondere Anerkennung im Koran, so die Verfasser. "Religiösen Antijudaismus, wie er von der Theologie des politischen Islams mit fundamentalistischen und verfälschten Koran-Interpretationen vertreten wird, lehnen wir ab."

Nicht unter den Verfassern ist die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), wie IKG-Generalsekretär Raimund Fastenbauer auf Nachfrage der APA sagte. "Wir haben zur IGGIÖ ein korrektes Verhältnis, aber ich muss bemerken, dass wir bezüglich islamischen Antisemitismus im Gespräch nicht wirklich weitergekommen sind - da heißt es immer, es sind falsche Übersetzungen, wenn wir etwa auf Hasspresdiger aufmerksam machen." Die gemeinsame Erklärung, die diese Thematik "recht kritisch" beurteile, sei "logischerweise" von jenen islamischen Organisationen mitverfasst worden, "mit denen wir über das korrekte Verhältnis hinaus auch in freundschaftlichen Beziehungen sind - und sich der Problematik bewusst sind".

(APA)

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