Agentenmord: London untersucht die Rolle Russlands

Alexander Litwinenko überlebte eine Polonium-Vergiftung im Jahr 2006 nicht.
Alexander Litwinenko überlebte eine Polonium-Vergiftung im Jahr 2006 nicht.(c) EPA
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Vor neun Jahren wurde Ex-KGB-Mitarbeiter Litwinenko in London vergiftet. Ein Londoner Gericht rollt den Fall neu auf und muss brisante Fragen klären.

Vor einem Londoner Gericht wird seit Dienstag untersucht, ob Moskau vor neun Jahren in den Gifttod des früheren russischen Geheimdienstmitarbeiters Alexander Litwinenko verwickelt war. Die zu behandelnden Themen seien äußerst schwerwiegend, es gehe "um die Frage einer Verantwortung des russischen Staates für Litwinenkos Tod", sagte der Leiter der Untersuchung, Richter Robert Owen, zur Eröffnung.

In den kommenden Monaten soll hinter verschlossenen Türen Geheimdienstmaterial ausgewertet werden, Ende des Jahres will Owen einen Bericht vorlegen. Moskau hat bereits klar gemacht, dass es die Ermittlungen nicht unterstützen werde.

Verdächtige werden nicht ausgeliefert

Der Kreml-Gegner Litwinenko war im November 2006 im Alter von 43 Jahren an einer Vergiftung mit der radioaktiven Substanz Polonium 210 gestorben - drei Wochen, nachdem er in einem Londoner Hotel Tee getrunken hatte. Die britische Polizei verdächtigt Andrej Lugowoj (Andrei Lugovoi) und Dmitri Kowtun (Dmitry Kovtun), das Gift in den Tee gemischt zu haben. Moskau lehnte die Auslieferung der beiden Männer ab. Litwinenko soll damals für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 gearbeitet haben.

Auf dem Sterbebett wies Litwinenko die Verantwortung für seine Ermordung direkt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass die russischen Geheimdienste verantwortlich sind", heißt es in einem Vernehmungsprotokoll, das am Dienstag bei der öffentlichen Anhörung zum Tod Litwinenkos in London verlesen wurde. "Die Anordnung dazu kann nur eine Person geben - der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin", fuhr Litwinenko laut dem Vernehmungsprotokoll fort.

Britische Regierung zögerte

Schon Ende 2012 teilte die britische Justiz mit, die Behörden hätten ausreichend Beweise für eine Verwicklung Russlands in den Gifttod des Ex-Agenten des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Im Mai 2013 erklärte die Justiz jedoch, im Rahmen des laufenden Verfahrens könne dem Verdacht auf eine Verantwortung der russischen Staatsführung nicht nachgegangen werden. Nach langem Zögern gab die britische Regierung im vergangenen Jahr Grünes Licht für die neue Untersuchung.

(APA/AFP/dpa)

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