Die Anfängerzahl stieg in den vergangenen zwei Jahren stark.
Wien. In der Debatte um neue Zugangsbeschränkungen an den Unis meldet sich nun die Wiener Wirtschaftsuniversität: Wie die „Presse“ berichtete, halten manche Universitäten neue Schranken in Jus gar nicht für notwendig – darunter die Uni Wien. An der WU – wo mit dem Wirtschaftsrecht auch ein rechtswissenschaftliches Studium angeboten wird – sieht man das anders: Noch-Rektor Christoph Badelt hält Schranken für absolut notwendig.
Viele Studienanfänger würden statt der seit inzwischen zwei Jahren beschränkten wirtschaftswissenschaftlichen Studien auf das frei zugängliche Wirtschaftsrecht ausweichen, so Badelt. Was noch dazu beiträgt: Die ersten beiden Semester sind im Wirtschaftsrecht de facto gleich gestaltet wie in den klassischen Wirtschaftsstudien. „Und dadurch rennen die Leute jetzt ins Wirtschaftsrecht“, sagt Badelt.
In Zahlen sieht das so aus: Während 2012 rund 900 Studienanfänger Wirtschaftsrecht inskribierten, waren es zwei Jahre später rund 1800. Rechnet man die Studienanfänger dazu, die im Sommersemester erwartet werden, sei knapp die Hälfte aller Anfänger an der Wirtschaftsuni heuer in Wirtschaftsrecht eingeschrieben. „Das hat keinen Sinn und es hat auch keinen Sinn, das Wirtschaftsrecht überhaupt so groß zu machen.“
Und: Die Ausweitung der Zugangsbeschränkungen auf Jus, die Uni-Minister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) überlegt, verpflichte ja keine Uni, Schranken einzuführen. Natürlich müsse man mit gewissen Ausweichbewegungen an die Uni Wien rechnen, sofern diese sich weiter gegen die Hürden entscheide. „Aber ich denke nicht, dass diese sehr groß sein werden“, so Badelt. „Und es kann doch nicht die Lösung sein, dass eine Uni total überlastet ist und die anderen sagen: ,Das geht uns nichts an.‘“
„Um die 1000 Anfänger“
Werden tatsächlich neue Zugangshürden ermöglicht, bleibt eine Frage: Wie viele Plätze müsste die WU anbieten? Sich am Schnitt der vergangenen drei Jahre zu orientieren – wie das bei den jüngsten Hürden gemacht wurde – wäre beim Wirtschaftsrecht problematisch, so Badelt. „Die Anfängerzahl sollte wohl irgendwo bei 1000 liegen.“ (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2015)