Hypo: Platzt nun die Franken-Bombe?

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Laut „Presse“-Informationen liegt das Franken-Engagement der Hypo auf der Aktivseite bei 2,2 Milliarden, davon entfällt eine Milliarde Franken auf die Töchter in Südosteuropa.

Wien. Nicht nur die Erste Bank und Raiffeisen, sondern auch die Hypo Alpe Adria hat in der Vergangenheit in Osteuropa viele Kredite in Schweizer Franken vergeben. Nachdem die Schweizer Nationalbank den Euro-Mindestkurs von 1,2 Franken aufgehoben hat, vergrößert sich nun das Risiko für den Steuerzahler. FPÖ-Finanzsprecher Elmar Podgorschek schätzte am Dienstag, dass die Mehrkosten für den österreichischen Steuerzahler durch die Franken-Freigabe bei umgerechnet bis zu einer Milliarde Euro liegen könnten. Bereits zuvor wurde in verschiedenen Medien über die Franken-Bedrohung bei der Hypo spekuliert. Doch die Hypo-Nachfolgegesellschaft Heta will dazu keine Zahlen veröffentlichen.

Der „Presse“ wurden am Dienstag aus Regierungskreisen Details zur Franken-Problematik bekannt. Demnach wies die Hypo beziehungsweise die Abbaugesellschaft Heta zuletzt auf der Aktivseite ein Engagement von 2,2 Milliarden Franken auf. Davon entfällt eine Milliarde Franken auf die Töchter in Südosteuropa. Dabei handelt es sich um Kredite, die in Südosteuropa an Privat- und Firmenkunden vergeben wurden. Und hier sind Belastungen für den österreichischen Steuerzahler so gut wie fix.

Das Volumen von einer Milliarde Franken soll zwar vom US-Finanzinvestor Advent übernommen werden, doch Advent hat sich gegen allfällige Risken im Kaufvertrag abgesichert. Ein Sprecher von Advent wollte dazu am Dienstag nicht Stellung nehmen. Doch laut „Presse“-Informationen ist die Franken-Problematik im Kaufvertrag detailliert geregelt.

Staat steht für Verluste gerade

Durch die Freigabe der Schweizer Nationalbank ist der Wert des Franken kräftig gestiegen. Damit verteuert sich für die Hypo-Kunden in Südosteuropa die Rückzahlung der Kredite erheblich. Durch die Franken-Aufwertung könnten nach derzeitigem Stand rein rechnerisch Zusatzkosten von umgerechnet 150 Millionen Euro bis 200 Millionen Euro entstehen.

Doch genau wird man das erst in einigen Jahren wissen, da die meisten Kredite eine längere Laufzeit haben. Niemand kann gegenwärtig sagen, wie viele Kreditnehmer in Serbien und in Kroatien tatsächlich in der Lage sind, ihre Schulden zu tilgen.

Doch das ist längst nicht alles. Von den 2,2 Milliarden Franken auf der Aktivseite entfällt wie erwähnt eine Milliarde Franken auf die Südosteuropa-Töchter, die an Advent abgegeben werden sollen. Die restlichen 1,2 Milliarden Franken verbleiben bei der Hypo-Abbaugesellschaft Heta. Hier geht es um Geschäftsfälle in Italien und andere Bereiche. Auch hier kann man gespannt sein, wie viel Geld zurückfließen wird.

Zu berücksichtigen ist, dass die Hypo beziehungsweise die Heta nicht nur auf der Aktivseite über ein Franken-Engagement verfügt. Der Aktivseite stand zuletzt in der Bilanz auf der Passivseite ein Exposure von 2,7 Milliarden Franken gegenüber. Hier geht es um zwei Positionen: Die Hypo hat in der Vergangenheit Anleihen von 1,3 Milliarden Franken begeben. Hier muss die Bank nun mehr zurückzahlen. Bei den restlichen 1,4 Milliarden Franken handelt es sich um die Kredite, welche die Bayerische Landesbank an die Hypo vergeben hat und über die vor Gericht gestritten wird. Auch hier könnte die Franken-Falle zuschlagen, wenn die Hypo den Prozess gegen die Bayern verliert. Denn mit der Aufwertung der Schweizer Währung steigt der Streitwert.

Ein Sprecher der Bayerischen Landesbank wollte sich am Dienstag zur Franken-Causa nicht äußern. Die Bayern haben in der Vergangenheit mehrmals betont, dass sie davon ausgehen, dass sie das Verfahren gegen Österreich gewinnen werden.

Ein Heta-Sprecher wollte am Dienstag auf „Presse“-Anfrage weiterhin keine Zahlen nennen. Er meinte aber, „dass der Anteil der in Schweizer Franken vergebenen problembehafteten Kundenforderung durch die Kursanpassung des Schweizer Franken weiter ansteigen wird. Dies wird soeben im Kontext der Erstellung des Jahresabschlusses ermittelt.“ Zu den Franken-Anleihen meinte der Sprecher: „Den noch anstehenden Refinanzierungen in Schweizer Franken stehen weitestgehend Franken-Forderungen gegenüber.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2015)

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