Österreichs BIP stagnierte im vierten Quartal 2014 zum zweiten Mal in Folge. Für das Gesamtjahr ergibt sich ein Wachstum von nur 0,3 Prozent.
Österreichs Wirtschaft stagnierte im Vorjahr ab Sommer und schrammte mit zwei Nullwachstums-Quartalen nur knapp an einer Rezession vorbei. Doch für das zweite Halbjahr 2015 haben sich die Aussichten verbessert, etwa durch den unerwartet tief gefallenen Ölpreis. Die Prognose von einem halben Prozent BIP-Plus 2015 sei gut abgesichert, sagte Wifo-Experte Marcus Scheiblecker am Freitag zur APA. Die Erwartungen des Vize-Institutsleiters für das erste Quartal sind freilich gedämpft. Dazu hat das Wifo in seiner Prognose ein leichtes Plus von 0,1 Prozent im Quartalsabstand stehen - an dem trüben Konjunkturbild habe sich nichts geändert.
"Im Moment sieht es nicht so aus, dass es besser ausfällt - es könnte aber schlechter ausfallen. Für das erste Quartal sind wir eher pessimistischer", sagte Scheiblecker zum Zeitraum Jänner bis März. Die Jänner-Umfrage des Wifo, die teils bis ins zweite Quartal hineinreiche, habe nicht gut ausgesehen.
Optimistisch stimme aber der deutsche ifo-Index, der drei Mal in Folge gestiegen sei. Da viele große österreichische Firmen eher an der deutschen Konjunktur hängen, "hoffen wir, dass die im ersten Quartal etwas davon abbekommen - und auch von der internationalen Konjunktur, die Deutschland stimuliert".
Steuerreform soll Privatkonsum stimulieren
Am Binnenmarkt in Österreich laufe es noch immer schlecht. Die vom billigeren Öl und - Stichwort Exporte - dem schwächeren Euro absehbaren Auftriebskräfte seien noch nicht eingetreten, das dauere üblicherweise ein halbes Jahr, bis das wirke. Wie stark der Privatkonsum künftig zulege, hänge auch von der Steuerreform ab. Sei die Entlastung stärker, könne das auf Jahre hinaus stimulieren. Doch auch ohne Steuerreform würde es beim Privatkonsum weiter sehr leicht aufwärtsgehen.
Da der Ölpreisrückgang aber kräftiger als erwartet ausgefallen sei, könne man für das 2. Halbjahr nun eher optimistischer sein. Das heurige Jahr sei zwar voraussichtlich "vorne etwas schwächer", aber dafür "hinten stärker". Die Prognose von 0,5 Prozent Realwachstum 2015 sei so "gut abgesichert, nach oben und unten".
Falls die heimische Wirtschaft Ende 2015 kräftig zulege, was jetzt anzunehmen sei, dann könnte es überdies einen kräftigen Wachstumsüberhang für 2016 geben - ähnlich wie beim Jahreswechsel 2013/14. Anders war die Situation jetzt, denn ins neue Jahr 2015 wurde aus dem Vorjahr ein "Wachstumsunterhang" mitgenommen.
Gegenüber dem Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal - zum zweiten Mal in Folge - nicht zu, rutschte aber auch nicht ins Minus. Der zunächst für das dritten Quartal geschätzte leichte Rückgang um 0,1 Prozent wurde bei der Neuberechnung des Wifo nun zu einer Null.
BIP im ersten Halbjahr etwas gewachsen
Für das Gesamtjahr 2014 ergibt sich ein Wachstum von nur 0,3 Prozent, wie das Wifo am Freitag erklärte. In den ersten beiden Quartalen legte das BIP im Quartalsabstand je 0,1 Prozent zu. Im Gesamtjahr 2013 war das BIP real um 0,2 Prozent gewachsen.
Im Jahresabstand schrumpfte die heimische Wirtschaftsleistung im 4. Quartal real um 0,1 Prozent, nach einem Zuwachs von 0,2 Prozent binnen Jahresfrist im 3. Quartal. "Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft dauerte im 4. Quartal an", erklärte das Wifo zu seiner Schnellschätzung - das Update ist für 27. Februar geplant.
(APA)