Ruf nach Gehaltsverzicht lässt Sorge bei Magna wachsen

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magna steyr (c) Die Presse (Klaus Höfler)
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Hängende Köpfe, ernste Mienen. Die Angestellten (nicht die Kurzarbeiter) des Konzerns sollen für die Dauer von einem Jahr Gehaltskürzungen zwischen fünf und 20 Prozent zustimmen.

GRAZ. Hängende Köpfe, ernste Mienen. Von Optimismus und Zuversicht ist bei den Arbeitern des Magna-Werks in Graz derzeit wenig zu spüren. Auch die frühlingshaften Temperaturen und das bevorstehende Wochenende können daran beim Schichtwechsel am Freitagnachmittag nichts ändern. Der jüngste Vorstoß der Magna-Leitung, die Angestellten um einen „Gehaltsverzicht auf freiwilliger Basis“ zu bitten, hat die in den vergangenen Monaten angewachsene Verunsicherung bei der Belegschaft des Autozulieferkonzerns nicht kleiner werden lassen.

Schon jetzt ist ein Drittel der 10.000 steirischen Magna-Mitarbeiter auf Kurzarbeit. Ob die Regelung tatsächlich im Oktober ausläuft oder noch einmal verlängert wird, traut sich auch bei Magna angesichts der latent instabilen Automobilindustrie niemand zu prognostizieren. Vorstand Siegfried Wolf gab die Liefermengenrückgänge bei Magna zuletzt mit 30 bis 40 Prozent an.

Vor diesem Hintergrund sollen jetzt die Angestellten (nicht die Kurzarbeiter) des Konzerns für die Dauer von einem Jahr Gehaltskürzungen zwischen fünf und 20 Prozent zustimmen. Es geht dabei um eine freiwillige Reduktion, etwa bei einem jährlichen Bruttogehalt bis 50.000 Euro um fünf Prozent, bis 70.000 Euro Jahresgage sollen es acht Prozent sein. Ein faires Angebot? „Das ist relativ“, sagt ein Arbeiter. Er sieht ein viel größeres Einsparungspotenzial beim obersten Management.

Siegfried Wolf tingelt derzeit jedenfalls quer durch die Standorte, um persönlich für das Modell zu werben. Die Gespräche würden in einem konstruktiven Klima verlaufen, heißt es seitens der Unternehmensführung. Tatsächlich zeigt sich Betriebsratsvorsitzender Alfred Reidlinger kompromissbereit: Auch wenn er Einkommenskürzungen für einen „fatalen Weg“ hält, da damit auch die Kaufkraft sinkt, sei das Ziel, „die Arbeitsplätze zu sichern, ohne existenziell bedrohliche Gehaltseinbußen hinzunehmen“, sagt er.

Ganz andere Töne hört man dagegen – vor dem Hintergrund des laufenden Arbeiterkammerwahlkampfs – aus anderen politischen Lagern der Belegschaftsvertretung. „Diesen Anschlag auf die arbeitenden Menschen müssen wir gemeinsam abwehren, Arbeiter und Angestellte dürfen sich nicht auseinanderdividieren lassen“, polterte da Magna-Betriebsrat Peter Scherz (KPÖ). Und der steirische ÖAAB-Obmann Christopher Drexler warnt vor einem „Flächenbrand, den dieser freiwillige Solidaritätsbeitrag“ auslösen könnte.

Wobei die ÖVP in ihrer Haltung inhomogen auftritt. So spricht der steirische Wirtschaftskammerpräsident Peter Mühlbacher von einer „guten Idee, solange Kollektivverträge eingehalten werden“.

Die Magna-Mitarbeiter selbst bleiben reserviert. Dass Siegfried Wolf selbst auf die Hälfte seines Gehalts verzichten will, beeindruckt eine zum Bus eilende Arbeiterin wenig: „Wenn ich fünf Millionen Euro verdiene, ist das nicht schwer“, raunt sie.

Auf einen Blick

Der Autozulieferer Magna wirbt bei den Mitarbeitern um Gehaltsverzicht zwischen fünf und 20 Prozent. Die Stimmung im Grazer Werk ist auf dem Tiefpunkt. Bei einem Lokalaugenschein will niemand seinem Ärger Luft machen – nur die Betriebsräte sind kritisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2009)

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