Ist der Goldaufschwung schon wieder vorbei?

Gold bars are stacked at a safe deposit room of the ProAurum gold house in Munich
Gold bars are stacked at a safe deposit room of the ProAurum gold house in Munich(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Der Goldpreis ist spekulativ hochgetrieben worden, jetzt hat ihn die Fed wieder auf den Boden geholt.

Sehr schön hatte es mit dem Goldpreis in diesem Jahr angefangen: Die Notierung zog unaufhaltsam hoch und kratzte mehrmals auch schon wieder an der 1300-Dollar-Schwelle. Doch seit ein paar Tagen herrscht wieder Katzenjammer.

Schuld daran ist die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mit ihrer Andeutung, dass man sich derzeit zwar noch Zeit lasse, dass es aber ab dem Sommer dieses Jahres mit der Zinswende ernst werden könnte. Steigende Zinsen sind aber aus Anlegersicht Gift für das zinsenlose Gold. Da können dem Krisenmetall nicht einmal Unsicherheiten weiterhelfen. Etwa jene, wie es mit der Eurozone nach dem Wahlsieg der linkspopulistischen Syriza-Bewegung in Griechenland weitergeht.

Vorläufig reden alle einmal von Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Anstiegen. Aber das Umfeld spricht derzeit nicht dafür, dass die jüngsten Anstiege (vor dem vorwöchigen Rücksetzer) schon eine Trendwende eingeleitet hätten, die die Goldnotierung bald signifikant über die 1300-Dollar-Marke (auf momentan ein starker Deckel zu liegen scheint) treibt.

Nicht nur die Aussicht auf eine baldige Zinswende sprechen dagegen. Auch das weiterhin sehr deflationslastige Wirtschaftsszenario in Europa wirkt nicht gerade kurstreibend. Gold gilt ja als Inflationsabsicherung – und Inflation ist derzeit nirgends zu sehen. Im Gegenteil: Das größer als erwartet ausgefallene Anleihenankaufsprogramm der Europäischen Zentralbank deutet klar darauf in, dass die Euronotenbanker nicht so bald mit einer Umkehr rechnen. Das jüngste Aufbäumen der Goldnotierung bis leicht über die 1300er-Marke war also keine langfristige Trendwende, sondern von kurzfristigen Goldspekulationen getrieben. Nachdem sich die Trader nach der Fed-Sitzung fürs Kassemachen entscheiden haben, ist die Luft jetzt wieder heraußen.

Für Euro-Goldanleger ist das allerdings nicht ganz so tragisch: Der (in den vergangenen Tagen von einer eher technischen Gegenbewegung unterbrochene) Kursverfall der Europawährung zum Dollar hat den Goldkurs in Europa jedenfalls sehr beflügelt.

Seit Jahresbeginn stehen auf Eurobasis deutlich mehr als zehn Prozent Kursgewinn zu Buche, nachdem die Euronotierung schon im Vorjahr für Gewinne gesorgt hat. Das sind aber in hohem Maß Währungsgewinne, die die anhaltende Schwäche des international auf Dollarbasis gehandelten Goldes nur kaschieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2015)

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