Arbeitslosigkeit steigt auf 10,5 Prozent

THEMENBILD: AMS/SITUATION AM ARBEITSMARKT
THEMENBILD: AMS/SITUATION AM ARBEITSMARKT(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Inklusive der AMS-Schulungsteilnehmer waren in Österreich Ende Jänner mehr als 470.000 Menschen auf Jobsuche.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Jänner aufgrund der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage erneut gestiegen. Inklusive der AMS-Schulungsteilnehmer waren Ende Jänner 472.539 Personen auf Arbeitssuche, ein Anstieg von 5,1 Prozent. Nach nationaler Definition stieg die Arbeitslosenquote um 0,8 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent, gab das Sozialministerium am Montag bekannt.

Nach Eurostat blieb die Quote mit 4,9 Prozent relativ moderat. Österreich ist damit innerhalb der EU an zweiter Stelle hinter Deutschland. Ohne Schulungsteilnehmer vermerkte das Arbeitsmarktservice 406.239 arbeitslose, um 36.402 Personen mehr als vor einem Jahr. Die Bauwirtschaft war dabei die Branche, die am meisten zur Gesamtarbeitslosigkeit beigetragen hat. 18,5 Prozent aller Arbeitslosen war vorher am Bau beschäftigt.

Strategiewechsel bei Schulungen

Die Zahl der Schulungsteilnehmer des Arbeitsmarktservice (AMS) ist im Jänner um fast 17 Prozent auf 66.300 Personen drastisch zurückgegangen. Besonders stark war der Rückgang mit 28,5 Prozent in Wien. Das AMS begründet den Einbruch mit einem Strategiewechsel: Es würden nun Kurse mit längerer Laufzeit angeboten und bei gleichbleibendem AMS-Budget könnten dadurch weniger Arbeitslose in Schulungen geschickt werden, sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger zur APA.

Auch werden die oftmals kritisierten Bewerbungstrainings - vor allem in Wien - deutlich zurückgefahren. Außerdem steckt das AMS etwas mehr in Beschäftigungsprogramme und damit sinken auch die Mittel für Kurse leicht. Das AMS-Budget für das Jahr 2015 liegt bei rund 1,14 Milliarden Euro und damit nahezu unverändert zum Vorjahr.

Arbeitslose im Jänner 2015
Arbeitslose im Jänner 2015(c) APA

Stärkster Anstieg in Wien

Im Bundesländervergleich war der Anstieg der Arbeitslosen in Wien mit 19,1 Prozent am höchsten, was zur Hälfte durch die sinkenden Schulungsteilnahmen zu erklären sei, so das Sozialministerium. Am geringsten stieg die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten (plus 2,3 Prozent).

Je mehr Schulungsteilnehmer es gibt, umso niedriger ist die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen. Ohne Schulungsteilnehmer waren im Jänner 406.239 Personen ohne Job, um 9,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Inklusive Schulungsteilnehmer betrug der Anstieg "nur" noch 5,1 Prozent.

Eine Überraschung gab es am Bausektor. Verglichen mit anderen Branchen stieg die Bauarbeitslosigkeit mit 2,6 Prozent unterdurchschnittlich, da der Winterbau gut laufe, erläutert das Ministerium. Auch die Beschäftigung am Bau wächst. Nichtsdestotrotz trägt die Bauwirtschaft am meisten zur Gesamtarbeitslosigkeit bei. 18,5 Prozent aller Arbeitslosen waren vorher am Bau beschäftigt.

Nach Branchen den mit 14,4 Prozent höchsten Anstieg der Arbeitslosen verzeichnete der Bereich Arbeitskräfteüberlassung (Leiharbeiter).

Zahl der Langzeitarbeitslosen verdoppelt

Besonders benachteiligt am Arbeitsmarkt waren erneut ältere Menschen ab 50 Jahren (+13,7 Prozent), Ausländer (+18,9 Prozent) und behinderte Personen (+16,3 Prozent). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über 12 Monate vorgemerkt) hat sich auf rund 20.200 Personen mehr als verdoppelt.

Die Jugendarbeitslosigkeit stieg um 5,2 Prozent, wobei es bei den 15- bis 19-Jährigen sogar einen Rückgang von 2,5 Prozent gab. Allerdings waren auch Ende Jänner um 8,4 Prozent mehr Lehrstellensuchende vorgemerkt. Dem stand ein Anstieg von 7,3 Prozent beim Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen gegenüber. Damit ist die Lehrstellenlücke um 284 auf 3.328 angestiegen. Während die Zahl der offenen Lehrstellen die der Lehrstellensuchenden in Salzburg und Tirol übersteigt, kommen in Wien im Schnitt 6,5 Lehrstellensuchende auf eine offene Stelle.

(APA)

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