Sinkende Gaspreise kommen kaum bei Haushalten an

Gasflamme erines Gasherdes
Gasflamme erines Gasherdes(c) www.BilderBox.com (BilderBox.com)
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Nach Erdöl wird auch Erdgas zusehends billiger. Damit die Österreicher davon etwas haben, heißt es für viele, Anbieter wechseln.

Wien. Gute Nachrichten für Österreichs Skiurlauber: Der Winter feiert rechtzeitig vor den Energieferien ein Comeback. Trostpflaster für alle Schnee-Verweigerer: Das traute Heim könnte (mit Gas) theoretisch günstiger geheizt werden als im Vorjahr. Denn nach dem Ölpreis dürfte auch der Gaspreis in den Keller rasseln. In den vergangenen drei Monaten verbilligte sich der Rohstoff bereits um 15 Prozent. Vom Öl-Preisverfall um knapp 60 Prozent seit Sommer 2014 ist das aber noch ein Stück weit entfernt.

Damit dieser Preisvorteil auch wirklich bei den Konsumenten ankommt, ist Aktivität gefragt. Die meisten etablierten Energieversorger denken vorerst nämlich nicht daran, die gesunkenen Gaspreise an ihre Kunden weiterzugeben, wie ein Rundruf der „Presse“ zeigt. Wichtigster Spieler ist die Econ-Gas. Vor wenigen Tagen feierte die Gashandels-Tochter der OMV, dass sie neue Konditionen mit dem langjährigen Lieferanten, der russischen Gazprom, aushandeln konnte. Der Preis für russisches Gas sei nun näher am Marktpreis. Grund zur Euphorie ist das aber nicht. Die EconGas verkaufte russisches Erdgas schon bisher billiger an die heimischen Energieversorger weiter und machte Verluste, so ein Sprecher. Sollten die Preise nun fallen, würden damit wohl vornehmlich die früheren Verluste ausgeglichen.

Aber die heimischen Energielieferanten haben freilich nicht nur die Möglichkeit, Gas über langfristige Verträge zu beziehen. Sie können sich auch an den Börsen mit oft günstigerer Energie eindecken. Bis zu zwanzig Prozent dürfte der Erdgaspreis hier im Frühjahr sinken, erwartet E-Control-Chef Walter Boltz. „Viele werden versuchen, die Preise trotzdem hochzuhalten“, sagt er. „Solange sich die Kunden das gefallen lassen, wird es auch funktionieren.“

Speicher voll mit teurem Gas

Tatsächlich sehen die etablierten Landesversorger wenig Grund, ihre Preise anzupassen. Derzeit verkaufe man das Gas aus den Speichern, die im Sommer zu höheren Preisen gefüllt wurden, sagt etwa Klaus Dorninger, Geschäftsführer der Energie AG Power Solutions aus Oberösterreich. Die aktuell niedrigen Preise würden sich frühestens im kommenden Winter auswirken. Und das auch nur dann, wenn der Gaspreis vor dem Befüllen der Speicher nicht wieder anziehe. Die niederösterreichische EVN sieht das ähnlich: Auch sie speichert zur Versorgungssicherheit große Mengen Gas und kauft nur wenig auf den Spotmärkten zu. „Sollte es vor der Heizperiode Preisvorteile geben, die uns aus den Langfristverträgen entstehen, werden wir sie weitergeben“, versichert ein Sprecher. Noch sei davon aber nichts zu bemerken.

Die Wien Energie betont, dass sie bemüht sei, Kunden „möglichst lange einen konstanten, fairen Erdgas-Preis zu garantieren“. Die Ölpreisbindung sei aber nicht mehr so wichtig, der Gaspreis sinke daher nur langsam. Auch die hohen Speicherkosten müssten mitberechnet werden. Als Alternative bieten die meisten Landesversorger Tarife, die an den Börsenpreis gebunden sind.

Die Untätigkeit manch angestammter Unternehmen öffnet Chancen für neue Mitbewerber. Noch nie hat sich der Wechsel des Energielieferanten so sehr rentiert wie heute. Ein durchschnittlicher Haushalt (Jahresverbrauch 15.000 kWh Gas) kann durch den Wechsel vom lokalen Gasversorger zum günstigsten Anbieter bis zu 297 Euro sparen, so durchblicker.at. Das persönliche Einsparpotenzial ist mit einem Blick in den Tarifkalkulator der E-Control ersichtlich.

Wem das zu anstrengend ist, kann nun im Fahrwasser des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) Energiekosten sparen. Wie im Vorjahr lädt der VKI die Anbieter zum Preiskampf. Das Ergebnis kommt allen Teilnehmern zugute. Die Aktion (Anmeldung bis 9. März) bietet vielleicht nicht den günstigsten Preis, dafür aber die größte Bequemlichkeit für Kunden.

E-Control:e-control.at/tarifkalkulator
VKI-Aktion:energiekosten-stop.at

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