Am Samstag finden in ganz Europa Demonstrationen gegen den Weltfinanzgipfel statt. In London nehmen rund 15.000 Menschen Teil, auch in Wien wird demonstriert. Banken befürchten Angriffe.
Die Polizei hat wenige Tage vor dem G-20-Gipfel in London vor einer "noch nie dagewesenen" Gefahr durch Proteste gewarnt. "Das ist eine der größten, herausforderndsten und kompliziertesten Operationen, die wir jemals abgeliefert haben", sagte Simon O'Brien, einer der Verantwortlichen für die Sicherheit bei dem Gipfel am kommenden Donnerstag. Es seien während der kommenden Tage so viele Aktivitäten wie fast noch nie geplant.
O'Brien warnte auch vor Unruhestiftern, die seit Jahren erstmals wieder aktiv werden könnten. Soziale Netzwerke wie die Internetplattform Facebook würden ständig nach Hinweisen durchsucht. Neben dem Weltfinanzgipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am 2. April findet nächste Woche auch der Staatsbesuch des mexikanischen Präsidenten in London sowie ein Fußball-Länderspiel statt.
15.000 Demonstranten in London
Mit Plakaten und Spruchbändern machten die Demonstranten in London unter dem Motto "Jobs, Gerechtigkeit und Klimaschutz" ihrem Unmut über Armut und das Weltfinanzsystem Luft. Zu dem friedlichen Marsch durch die Innenstadt zum Hyde Park kamen nach Angaben der Polizei rund 15.000 Menschen. Unter dem Namen "Put People First" hatten sich mehr als 150 Gewerkschaften, Friedensaktivisten und Umweltschutzgruppen zusammengetan.
Weniger als erwartet in Berlin
In Berlin wurde die erwartete Zahl von 20.000 Teilnehmern nach Augenzeugenberichten deutlich verfehlt. Linke, Gewerkschafter und Umweltverbände hatten zu der Veranstaltung unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise" aufgerufen, um gemeinsam gegen den Kapitalismus und für eine "solidarische Gesellschaft" zu demonstrieren. Die Demonstranten forderten auf Flugblättern und Transparenten, die Banken für die Krise in Haftung zu nehmen statt Arme und Beschäftigte. Sie befürchten, dass Geringverdiener die Folgen der Finanzkrise mit Steuergeldern bezahlen müssen. Nötig sei ein solidarisches und ökologisches Weltwirtschaftssystem. In Frankfurt am Main sammelten sich nach Polizeiangaben bis zum Mittag am Hauptbahnhof etwa 1.100 Demonstranten. Eine Sprecherin des globalisierungskritischen Netzwerks Attac schätzte die Zahl der Demonstranten in Frankfurt auf mindestens 15.000. In Berlin und Frankfurt am Main hatten schon am Freitag Demonstrationen anlässlich der weltweiten Finanzkrise begonnen.
Demonstration auch in Wien
Auch in Wien ist demonstrieren an die 6.500 Menschen. Das Motto lautet "Wir zahlen nicht für eure Krise". Gefordert wird eine Umgestaltung des Wirtschaftssystems in Richtung mehr soziale und ökologische Verantwortung. Die Kosten der Krise müssten von jenen getragen werden, die in der Vergangenheit "horrende Gewinne" durch das Wirtschaftssystem eingestreift hätten, teilte Attac am Samstag in einer Aussendung mit. In Österreich beteiligen sich 250 Organisationen an der Demonstration.
(Ag.)