Nur noch 6.500 Soldaten in Österreich einsatzbereit

Bundesheer
Bundesheer(c) DiePresse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Das Murren der Offiziere hinter der Wand des Schweigens wird lauter: Aus 30.000 Bundesheer-Angehörigen in Österreich lässt sich eine Kampftruppe von nur 6.500 Soldaten aufstellen.

Wien. Alles paletti: Unter dieses Motto stellte Verteidigungsminister Norbert Darabos in dieser Woche seine Ausführungen im Landesverteidigungsausschuss des Parlaments: Das Bundesheer habe genügend Mittel, um seine Aufgaben erfüllen zu können. Darabos' Offiziere sehen das offensichtlich anders.

Murren hinter der Wand des Schweigens

Offiziell herrscht noch Schweigen, aber in vertraulichen Gesprächen wird das Murren immer lauter. Sparen bei der Ausbildung, immer weniger Übungen, unzureichende Ausrüstung: Wenn es so weitergeht, sterbe das Heer, lautet der Tenor. Interne Zahlen sollen das zeigen. Ein Papier des Generalstabs belegt, wie viele/wenige Soldaten eigentlich aktuell einsetzbar wären.

Die Rechnung: Unter den 30.000 Bundesheer-Angehörigen befinden sich 10.000 Zivilbedienstete, die für einen militärischen Einsatz nicht infrage kommen. Aus den 12.000 Berufssoldaten sind „maximal 5000 voll einsetzbare Kampfsoldaten zu gewinnen“. Die große Schar an Unteroffizieren mittleren bis höheren Alters, die seit Jahren keine Feldstiefel mehr getragen haben, sind auch nicht wirklich einsatztauglich.

1.500 von 8.000 Rekruten kampfbereit

Bleiben noch die rund 8000 Präsenzdiener. Von denen erhalten aber 55 bis 60 Prozent nur die Grundausbildung, da sie danach als Systemerhalter (Wachen, Köche, Schreiber etc.) eingesetzt werden. Höchstens 1500 seien als Kämpfer einsetzbar. Somit verfüge das Heer nur noch über 6000 bis maximal 6500 voll einsetzbare Kampfsoldaten.


Bis zur Bundesheerreform war noch die Miliz einsetzbar, doch auch die steckt in einer tiefen Krise: Weil es keine verpflichtenden Waffenübungen mehr gibt, beruht sie jetzt auf Freiwilligkeit. Zum freiwilligen Einsatz sind praktisch nur Offiziersanwärter bereit.

(Die Presse, Printausgabe, 29. 3. 2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.